Schon heute zählt Köln zu den weltweit renommiertesten Standorten der Games-Industrie. Was tut sich in der Stadt in Hochschulen, Unternehmen und auf Events? Und: Wo könnte der Games-Standort Köln in fünf Jahren stehen? Ein Interview mit Beate Stefer, Games-Expertin von KölnBusiness.
Frau Stefer, wo steht der Games-Standort Köln zurzeit?
Köln ist einer der weltweit renommiertesten Standorte der Games-Industrie und eine der Videospiele-Hochburgen Deutschlands. Mehr als 50 Unternehmen aus der Branche beschäftigen in Köln rund 1.000 Mitarbeiter*innen. Aufgrund der weiter wachsenden Faszination für Computer- und Videospiele ist die Games-Industrie mittlerweile der umsatz- und wertschöpfungsstärkste Teilmarkt der Kultur- und Kreativwirtschaft – auch in Köln.
Was macht Köln für Unternehmen und Fachkräfte aus der Branche so attraktiv?
Als Film- und Fernsehhauptstadt Deutschlands ist Köln das Herzstück der Medienlandschaft in Nordrhein-Westfalen, eine der bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten Metropolregionen in Europa. Auch in anderen Bereichen wie der Internetwirtschaft, der Telekommunikationsbranche und dem Verlagswesen ist Köln eine führende Adresse. Der Wirtschaftsstandort Köln zeichnet sich durch einen breiten Branchenmix aus, der innovativen Games-Unternehmen optimale und vielfältige Kooperationsmöglichkeiten bietet.
Hinzu kommt die exzellente Kölner Hochschullandschaft mit einem breiten Ausbildungs- und Qualifizierungsangebot für Nachwuchskräfte. Als eine der international bedeutendsten Messe- und Eventstädte ist Köln darüber hinaus Standort für renommierte Branchentreffen der Games-Industrie.
Mit welchen Initiativen unterstützt KölnBusiness die Branche?
Wir als KölnBusiness Wirtschaftsförderung unterstützen Talente aus der Gamesbranche unter anderem durch kostenlose und individuelle Gründungsberatung und Netzwerkveranstaltungen. Mit dem Cologne Games Incubator an der TH Köln fördern wir zudem ein Projekt, dass Studierende auf dem Weg zum eigenen Startup eng begleitet.
Ein wesentlicher Partner bei der Förderung junger Games-Unternehmen ist außerdem die Film- und Medienstiftung NRW. Die Landesregierung NRW weiß um die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Gamesbranche und hat deshalb die Mittel für die Games-Förderung zwischen 2017 und 2019 auf drei Millionen Euro verdreifacht. Seit 2019 wurden rund 80 Projekte mit bislang 7,5 Millionen Euro gefördert. Das ist die stärkste Games-Förderung aller Bundesländer.
Hinzu kommt das in Köln ansässige Mediengründerzentrum NRW. Mehr als 150 Stipendiat*innen haben das Programm des Mediengründerzentrums NRW bisher durchlaufen – unter ihnen auch Talente aus der Gamesbranche, die mit dem Deutschen Entwicklerpreis ausgezeichnet wurden.
Welchen Stellenwert hat die Gamescom für Köln?
Als Europas führende Business-Plattform der Gamesbranche und weltweit größtes Event für Computer- und Videospiele ist die Gamescom von außerordentlicher Bedeutung für Köln. Jede und jeder, der rund um den Globus mit Games zu tun hat, schaut im August nach Köln.
Aber Köln möchte nicht nur im August, sondern ganzjährig das Zentrum für Gamer*innen sein. Daran arbeiten wir. So ist es uns gemeinsam mit einer Vielzahl von Partnern in den vergangenen Jahren gelungen, ein effizientes Ökosystem für die Games-Wirtschaft in Köln zu schaffen, das für Unternehmen – vom Weltmarktführer bis hin zum innovativen Startup – optimale Voraussetzungen bietet.
Welche Vorteile bietet die Gamescom für in Köln ansässige Unternehmen aus der Games-Branche?
Ein Event in der eigenen Stadt bietet kurze Wege. Gerade für junge Unternehmen ist das ein großer Vorteil, weil so Kosten – z.B. für Anreise und Übernachtung – gespart werden können. Hinzu kommt: Die Gamescom ist die allumfassende Drehscheibe der Branche. Kölner Unternehmen treffen hier die Big Player der Gamesindustrie, Journalist*innen, Investor*innen, Politiker*innen und natürlich fast 400.000 Besucher*innen – und das vor der eigenen Haustüre.
Wir als KölnBusiness unterstützen lokale Unternehmen dabei, diese Bühne zu nutzen. Zum Beispiel, indem wir ihnen durch Sponsorings die Teilnahme an der Devcom oder dem Startup Village ermöglichen.
Neben der Gamescom: Was zeichnet den Games-Standort Köln sonst noch aus?
Unsere Stärke liegt im Bereich eSports. Die eSports-Branche hat sich in den vergangenen Jahren zu einem eigenen Markt entwickelt, der zu den größten Wachstumsfeldern der Gamesindustrie zählt. Mit der ESL Gaming GmbH haben wir den Weltmarktführer im Bereich eSports in Köln. Die ESL One Cologne (2021 umbenannt in Intel Extreme Masters), eins der weltweit größten eSports-Events, füllt die Lanxess-Arena in Kölnmit Tausenden von Zuschauer*innen und zieht via Stream ein Millionenpublikum in seinen Bann.
Im Januar 2020 wurde in Köln zudem die esports player foundation gegründet. Acht Mitarbeiter*innen sowie 30 Trainer*innen, Psycholog*innen und Expert*innen unterstützen über 50 Spieler*innen beim Erfolg in Sport, Schule und Beruf. Bis Ende 2021 wird die Initiative über 200 Talente auf dem Weg an die Weltspitze begleiten. Dazu stehen Fördermaßnahmen mit einem Volumen von rund 1,3 Millionen Euro bereit.
Welche Bildungsmöglichkeiten bietet Köln Menschen, die in der Games-Branche arbeiten wollen?
Köln bietet eine exzellente Hochschullandschaft – auch und gerade für die Gamesbranche. Das Cologne Game Lab der TH Köln ist eine der renommiertesten Talentschmieden der Gamesindustrie in Deutschland. Das SAE Institute zählt mit Studiengängen wie Game Art & 3D Animation und Game Programming zu den führenden privaten Hochschulen der Branche. Das Institut für Digital Humanities der Universität zu Köln bietet Lehrveranstaltungen in den Bereichen Computerspiele, Virtual Reality, 3D-Modelle, Maschinelles Lernen und Digitale Editionen an. Und auch die School of Games, die Ifs Internationale Filmschule Köln sowie die Hochschule Fresenius bilden junge Talente für eine erfolgreiche Karriere in der Gameswirtschaft exzellent aus.
Wo sehen Sie den Games-Standort Köln in fünf Jahren?
In Köln ist eine inspirierende Aufbruchstimmung zu spüren. Verschiedenste Akteure – von der Politik, über die Wirtschaft bis hin zu städtischen Institutionen – wissen um die Bedeutung der Gamesindustrie als wesentlicher Treiber für Innovation und Fortschritt. Das Ziel: In fünf Jahren soll Köln der führende Standort der deutschen Gamesbranche sein. Dafür wollen wir neugierig sein und kreativen Köpfen zeigen, dass eine weltoffene und innovative Metropole wie Köln alles bietet, um erfolgreich zu sein. Wenn ich auf unsere Fortschritte in den vergangenen zehn Jahren schaue, sind wir diesem Ziel schon bedeutend näher gekommen.
Beate Stefer ist bei der KölnBusiness Wirtschaftsförderung für den Leitmarkt Games verantwortlich. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Akteure aus der Branche – von etablierten Unternehmen über Startups bis hin zu Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen. Sie vernetzt die Branche und initiiert sowie koordiniert Projekte, um Köln zum führenden Standort der Gamesindustrie in Deutschland zu entwickeln. |