Karadag GmbH plant Expansion in Nachbarländer

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© KölnBusiness/Ricardo Wiesinger

Mit seinen anatolischen Lebensmittelgeschäften will Canan Karadag von Köln aus nach ganz Deutschland und in die Nachbarländer expandieren. Seine Vision hat er klar vor Augen: Fünf Filialen pro Jahr. Was treibt den Unternehmer an?

 

Wer den neuen großen Stolz von Canan Karadag sehen möchte, der muss ins Kölner Industriegebiet nach Wahn fahren, nicht weit vom Flughafen entfernt. Nach einigen hundert Metern erhebt sich zwischen Hochspannungsleitungen inmitten eines Feldes eine weiß-graue Halle. Es ist der in Rekordzeit fertig gebaute neue Unternehmenssitz der gleichnamigen Supermarktkette, inklusive einer Lagerhalle. Von hier aus will Karadag mit seinen anatolischen Lebensmittelgeschäften das Umland erobern, doch eigentlich ist das viel zu kurz gegriffen. Karadag will in ganz Deutschland seine Supermärkte sehen, von München bis hoch an die Nordsee, gerne auch in den Niederlanden und Belgien. Über seine Expansionspläne redet er, als wäre es nur eine Frage der Zeit. Woher kommt dieser Ehrgeiz?

 

Ein Diebstahl änderte alles

Im Café Frau Mahér am Ubierring treffen wir Canan Karadag auf einen Espresso. Hier hat alles angefangen. Ganz in der Nähe an der Bonner Straße betrieb er einen Kiosk, gemeinsam mit seinem Vater Binali Karadag fuhr er in den umliegenden Straßen Getränke aus. Als er gerade einmal 21 Jahre alt war, wurde sein Laden ausgeraubt. Noch immer kann er sich daran genau erinnern. Als er gerade hinten im Lager war, kam ein Unbekannter rein und schnappte sich die Brieftasche. 1.800 Mark hatte der mitgenommen, dazu einen Scheck und die Bankkarte, mit der er nochmal schnell 2.000 Mark vom Konto geklaut hat. Gefunden wurde der Täter nie.

 

Es war ein Tag, der alles veränderte. Mit einem Getränke-Kiosk neu zu starten, kam für Karadag nicht in Frage und als auf der Waldecker Straße in Köln-Mülheim 1995 ein Küchenhändler auszog, da ergriff er gemeinsam mit seinem Vater die Gelegenheit und eröffnete gleich einen ganzen Supermarkt. Es war die erste große mutige unternehmerische Entscheidung, die Karadag traf. Viele weitere sollten folgen.

 

Heute ist Karadag die meiste Zeit in seinem neuen Firmensitz in Wahn anzutreffen. Ganz fertig ist das Gebäude noch nicht. Aktuell teilt er sich einen Büroraum mit seinem Bruder und zwei weiteren Mitarbeitenden. Sein eigentliches Büro wird noch eingerichtet.

 

Am Anfang ging alles schief

Die Anfangstage wirken fern angesichts des neuen Hochglanzgebäudes, das um die acht Millionen Euro gekostet hat. „Wir hatten damals keine Ahnung gehabt, was wir da machen“, erinnert er sich an die Eröffnung des ersten Supermarktes zurück. 40.000 Mark hatten sie zur Seite gelegt, der Onkel gab noch mal 80.000 hinzu, weitere 20.000 kamen einmal von der Bank und einmal von weiteren Bekannten. Angst, dass das schief gehen könnte, hatten beide nicht.

 

Doch eigentlich ging alles schief. „Der erste Geschäftstag lief noch richtig gut, dann ging gar nichts mehr“, sagt Karadag. Sechs Monate danach wollten sie den Laden schon aufgeben, doch fanden keinen Abnehmer. Also blieben sie dran. Hängten sich voll rein. Karadag lernte, wie hart es ist, einen Supermarkt zu betreiben. „Ich bin teilweise um vier Uhr morgens aufgestanden und war erst um 21 Uhr wieder zu Hause“, sagt er. Drei Jahre dauerte es, bis die Kund*innen den Supermarkt so richtig angenommen hatten, bis Karadag wusste, welche Waren funktionierten und das Geschäft Gewinne einbrachte.

 

Für Karadag, der inzwischen die Geschäftsleitung von seinem Vater übernommen hatte, war klar, dass er nun expandieren wollte. 2002 kam die zweite Filiale hinzu, die lief gut. 2003 die dritte auf der Berliner Straße ebenfalls in Mülheim, die wiederum lief schlecht, da es dort viel Konkurrenz gab. „Vier bis fünf Jahre haben wir gebraucht, bis es auch in diesem Laden geklappt hat“, so Karadag. Es folgte Eröffnung auf Eröffnung, Supermärkte, die gut liefen, stützten diejenigen, die sich noch entwickeln mussten. Und selbst wenn ein neu eröffneter mal nicht auf Anhieb genug Kund*innen anzog, stürzte sich Karadag direkt auf die nächste Gelegenheit.

 

Weiter, immer weiter

Es war durchaus eine gewagte Expansion, 2008 stand er einmal kurz vor der Insolvenz, doch Karadag machte immer weiter. Der Unternehmer war davon überzeugt, dass das alles aufgehen sollte, und wer heute seine neue Zentrale sieht, der muss feststellen: Karadag hatte recht. Zehn Filialen sind so bis heute entstanden. Gut 41 Millionen Euro Umsatz macht Karadag derzeit damit. Nicht alle gehören ihm selbst, er setzt auf ein Franchisemodell, ähnlich wie es auch Rewe macht. Wer also einen Supermarkt mit einer gewissen Größe aufmachen möchte, der wendet sich an den Kölner Unternehmer, bezieht seine Waren über ihn und verkauft seine Produkte. Ein solches Geschäft gibt es bereits außerhalb von Köln, in Recklinghausen.

 

Gewinne investiert Karadag immer wieder in sein eigenes Unternehmen. Für den Bau seines neuen Hauptsitzes, in- klusive des Lagers, ist er selbst aufgekommen. Sein Erfolg bestärkt ihn – auch bei großen Investments. Türkische Supermärkte in Deutschland gebe es zwar viele, sagt er. Dass aber jemand versucht, eine solche Kette aufzubauen, sei was ganz Neues.

 

Jetzt also Expansion. Grundlage dafür ist seine neu errichtete Lagerhalle. Karadag muss vom provisorischen Büro nur durch eine Tür gehen und eine kleine Stufe beachten, dann ist er bereits umringt von Lebensmitteln. Bis zu 50 Filialen ließen sich von hier aus beliefern, so der Unternehmer. Wenn er an einem Nachmittag durch die Hallen und Kühlräume führt, dann ist noch viel Platz für Obst und Gemüse, Fleisch und zahlreiche weitere Waren. 5.000 verschiedene Produkte sollen Karadag-Supermärkte immer im Angebot haben. Sieben Lkw fahren sein Lager dafür täglich an. Von dort aus wird alles weiterverteilt.

 

Bauherr, Büroleiter, Chefeinkäufer

Der 52-Jährige will mit Frische punkten. 60 Prozent seiner Kund*innen sind Deutsche, der Rest Menschen mit Migrationshintergrund, nicht nur aus der Türkei, erzählt er. Besonders das Fleisch sei beliebt. „Bei uns bleibt nichts liegen, jeden Tag gibt es frische Ware“, sagt er. Karadag ist einer, der zurzeit von allem ein bisschen macht: Büroarbeit, Gespräche mit Mitarbeitenden, Waren bestellen.

 

Schon beim Bau des neuen Gebäudes war das so. Als Karadag die Baugenehmigung erhielt, war er täglich vier Stunden auf der Baustelle und stellte sicher, dass alles lief. Nur ein Jahr hat es gedauert, bis Halle und Bürokomplex fertig zum Einzug waren. Länger hätte es auch nicht dauern dürfen.

 

Karadag musste raus aus seinem alten Lager, das er nur gemietet hatte. Der Druck, aus dem alten Bau auszuziehen, ein neues Grundstück zu finden, den Bauantrag durchzukriegen und dann noch in Windeseile die neue Zentrale hochziehen zu lassen – das sind Punkte, die Sascha Maschinski von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung an Karadag noch immer beeindrucken. Er begleitet den Unternehmer seit vielen Jahren, hat ihm ein städtisches Grundstück für den neuen Unternehmenssitz vermittelt und beim Bauantrag unterstützt. „Das war schon eine spannende Zeit“, erinnert er sich. Ehrgeizig habe Karadag auf ihn immer gewirkt, immer mit einem klaren Ziel vor Augen. Die neue Zentrale stehe sinnbildlich für sein Engagement, den Macher Karadag. „Damit hat er nun die idealen Voraussetzungen, um weiter zu wachsen“, so Maschinski. „Ein wichtiger Schritt für ihn als Unternehmer, aber auch für den Wirtschaftsstandort.“

 

Ein ambitionierter Plan

So viel steht fest. „Wir wollen ab 2024 mit fünf Filialen pro Jahr wachsen“, sagt Canan Karadag. Schon jetzt gebe es viele Anfragen, ob er nicht hier und dort ein neues Geschäft eröffnen lassen könnte. Einkaufszentren könnten das nächste Ding sein. „Die haben ein großes Interesse an uns“, meint er. Und wenn er einmal das Wachstum so richtig angekurbelt hätte, dann könnte auch alles schneller gehen. So wie damals, als Vater und Sohn nicht aufgaben. „Das wird leicht, glauben Sie mir“, sagt er. Sollte er recht behalten, wären seine Supermärkte schon in kurzer Zeit aus keiner großen Stadt mehr wegzudenken.

 

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