Über KölnBusiness wurde dem jungen Unternehmen Lumoview die Möglichkeit eröffnet, seine selbst entwickelte, digitale Messtechnik im Rahmen eines städtischen Pilotprojektes anzuwenden. In einem Berufskolleg ermittelt das Startup Lumoview wichtige Messdaten in einem Bruchteil der üblichen Zeit.
Eigenartige Szenen spielten sich jüngst in der Außenstelle eines städtischen Berufskollegs ab. Da läuft ein junger Mann von Raum zu Raum, hält in jedem kurz ein schwarzes Gerät hoch. Ein Bild, das aus der Ferne an die Freiheitsstatue mit ihrer Fackel erinnert. Nach zwei Sekunden ertönt ein Piepsen, blaue Lämpchen leuchten auf, der Mann geht weiter. Nebenbei erzählt er,
dass zwei Kollegen sich ein Stockwerk tiefer gerade mit derselben Arbeit „von Raum zu Raum durchkämpfen“, nur statt „Fackel“ mit Klemmbrett und Kugelschreiber in der Hand. Sie vermessen von Hand den ganzen Raum, jede Tür, jedes Fenster, jede kleine Nische extra. „Man braucht für so einen Raum mit dieser herkömmlichen Methode zu zweit etwa eine halbe Stunde“, erklärt Dr. Silvan Siegrist, einer von drei Gründern des Startups Lumoview Buildings Analytics GmbH. Er selbst benötigt mit dem schwarzen Gerät ganze zwei Sekunden.In dieser Zeit hat er nicht nur per Lasermessung das komplette Aufmaß des Raumes genommen, sondern noch weitaus mehr wertvolle Daten gesammelt: Raumtemperatur und Luftfeuchte unter anderem, außerdem eine 360-Grad-Aufnahme des Raumes, die sich dann wiederum ganz einfach in ein 3D-Modell umsetzen lässt. Weiterer Pluspunkt der von Lumoview entwickelten Technik: Acht Wärmebildkameras erzeugen eine farbige Darstellung, die auch kompletten Laien ein klares Bild davon vermittelt, wo beispielsweise Heizenergie verschleudert wird, weil Fenster, Türen oder Wände schlecht gedämmt sind. Alle Daten werden von dem Messgerät per Mobilfunk an eine Datenbank gesendet. Die Kollegen mit dem Klemmbrett sind nur als Backup zur Sicherheit unterwegs, weil die neue Technik noch in der Pilotphase ist. Eine Technik aber, die die Digitalisierung von Gebäudeanalysen weit voranbringen könnte.
Präzise Daten für energetische Sanierungen – einfach und schnell
Natürlich liegen zwischen Klemmbrett und dem Lumoview-Gerät Welten, in denen es durchaus auch schon Wärmebildkameras und andere digitale Anwendungen gibt, die die Arbeit beschleunigen und erleichtern – aber nach Aussage von Siegrist eben kein so kompaktes, preiswertes, multifunktionales und leicht zu bedienendes Modell wie das schwarze Gerät.
Siegrist hat gemeinsam mit Dr. Arne Tiddens und Prof. Dr. Bernhard Hoffschmidt das Startup gegründet, das inzwischen 15 Mitarbeiter*innen umfasst. Alle drei haben am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln-Porz gemeinsam geforscht und die Technologie entwickelt, die die Analyse des Zustandes von Gebäuden deutlich einfacher und schneller machen könnte und vor allem für energetische Sanierungen präzise Daten liefert.„Mit unserer Entwicklung kann eine einzige Person zukünftig etwa 10.000 Quadratmeter Fläche an einem Tag vermessen. Mit herkömmlicher Technik bräuchten mehrere Leute mehrere Wochen, und wir hätten trotzdem nicht dieselbe Qualität an Daten“, erklärt Siegrist. Ein Meilenstein für die Gründer des PropTech-Startups: Erst kürzlich wurden sie unter die Finalisten des Wettbewerbs „Falling Walls Science Breakthroughs of the Year“ in der Kategorie „Science Start-ups“ gewählt.
Unterstützung für Startups
Zu den bisherigen Kunden von Lumoview zählen große Unternehmen, die ihren Bürobestand analysieren lassen wollen, und jetzt eben auch die Stadt Köln. KölnBusiness hatte Lumoview schon früh kennengelernt (siehe Interview mit der Startup Unit). Durch die Zusammenarbeit mit der Stadt Köln kam es nun auch zu dem Pilotprojekt für Lumoview.
Das Gebäude stammt aus den 1950er Jahren und besteht aus vier Trakten, von denen einer schon im vergangenen Jahr saniert wurde. Die restlichen drei mit einer Fläche von rund 8.000 Quadratmetern stehen nun an, und dafür soll Lumoview die Datengrundlage liefern.
Die Ergebnisse der Messungen sollen es möglich machen, Sanierungsmaßnahmen präziser auszuschreiben und so mögliche Nachträge zu verhindern. Noch ein wichtiger Vorteil der Technologie.
Interview mit KölnBusiness: Startups fördern und vernetzen – auch international
Oscar Escalante kümmert sich bei der KölnBusiness Wirtschaftsförderung vor allem um die Vernetzung von Startups mit Investoren und um das Thema Finanzierung. Im Interview berichtet er von der Unterstützung für Lumoview und die weiteren Services für Startups.
Wie ist der Kontakt zu Lumoview zustande gekommen und wie sah die Unterstützung für das Startup aus?
Wir haben uns vergangenes Jahr im Gründerzentrum „Startplatz“ kennengelernt und es zum Thema erste potenzielle Geschäftspartner unterstützt. Lumoview hat auch letztes Jahr einen Platz in dem Startup Village gewonnen, das wir auf der Kölner Digitalmesse dmexco gesponsert haben. Im Zuge der Umsetzung seiner Vertriebsstrategie suchte das Unternehmen nach einem Flagship Projekt bei der Stadt Köln. Durch unsere Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Wirtschaftsförderung in der Stadtverwaltung, konnte ein Pilotprojekt gefunden werden.
Das ist ein kleiner Baustein in dem Startup-Ökosystem, das KölnBusiness entwickeln will. Welche weiteren Initiativen dazu gibt es?
Wir nutzen verschiedene Möglichkeiten dafür: Veranstaltungen, bei denen Startups untereinander netzwerken und auch Kundenkontakte aufbauen können, sind ein Beispiel. Hinzu kommt die Vernetzung mit Hochschulen oder die Verbindung zu Institutionen, die Fördermittel für Startups bereitstellen. Je nach dem Bedarf eines Startups können wir gezielt an geeignete Stellen verweisen. Wenn junge Unternehmen schon ein Produkt am Markt haben, dann ebnen wir auch Kontakte zu Investoren. Insgesamt streben wir es an, Initiativen gemeinsam mit anderen Playern des Ökosystems zu entwickeln. Dabei geht es letztlich darum, den Wissens- und Technologietransfer zwischen Startups, etablierten Unternehmen und der Wissenschaft zu befeuern. Denn so entstehen Innovationen, die den Wirtschaftsstandort Köln stärken.
Sind sie dabei nur in Köln selbst aktiv?
Nein, wir helfen zum Beispiel auch Startups, die anderswo gegründet wurden und sich für einen Wechsel nach Köln interessieren. Wir informieren dann etwa über Fördermöglichkeiten und vor allem darüber, was für den Standort Köln spricht. Außerdem legen wir viel Wert auf Internationalisierung und haben beispielsweise Kooperationen mit Kölner Partnerstädten gestartet, um auch die internationale Vernetzung von Startups zu fördern. Diesem Ziel dient auch die Kooperation mit dem weltweit agierenden Coworking-Anbieter WeWork, die wir im Sommer begonnen haben. Im Rahmen des Cologne Startup Boost helfen wir zehn Kölner Startups gemeinsam dabei, international durchzustarten.
Das Interview führte Werner Grosch
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