Kölner Logistik auf dem Weg in die Zukunft

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Globalisierung, E-Commerce, Digitalisierung und Pandemie sorgen für radikale Veränderungen in der Logistik. Auch und gerade in Köln, einem der wichtigsten Logistik-Standorte und -Knotenpunkte in Deutschland. Kölner Unternehmen bringen dazu innovative Ideen ein – von der ersten bis zur letzten Meile.

 

Die Stärke des Logistik-Standortes Köln lässt sich an wenigen Stichworten ablesen: Ein dichtes Autobahn- und Schienennetz, der Rhein als zusätzlicher Transportweg, die Häfen, die hohe Bevölkerungsdichte, der Flughafen mit 24-Stunden-Betrieb. „Das sind herausragende Merkmale des Standortes Köln“, bestätigt Andreas Janetzko, Geschäftsführer der MBS Logistics GmbH, in einer von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung organisierten Paneldiskussion im Rahmen der Fachkonferenz transport logistics, die vom 4. bis zum 6. Mai virtuell stattfand.

Und doch gilt: Ausruhen geht nicht. Die gesamte Logistikbranche steht vor großen Herausforderungen. Und die reichen von der Abwicklung des globalen E-Commerce bis hin zur letzten Meile, auf der Waren zum Verbraucher gelangen. Drei Beispiele zeigen, welche innovativen Ideen Kölner Unternehmen auf diesem Weg verfolgen.

 

MBS: Wachstum durch Wandel

 

MBS, im Jahr 1987 mit fünf Mitarbeitern gestartet, beschäftigt heute 500 Menschen an 30 Orten in aller Welt. Inzwischen ist das Unternehmen nicht mehr nur Logistiker, sondern auch Online-Händler. Beispiel China: Dort hat MBS zusammen mit drei örtlichen Partnern aus Tourismus, Hotel- und Warenhausbranche eine E-Commerce-Plattform aufgebaut. Die Partner haben ein Potenzial von bis zu 300 Millionen chinesischen Kund*innen, berichtet Janetzko.

MBS stellt sicher, dass jeder Kunde, der über die Plattform bestellt, innerhalb von sieben Tagen seine Ware bekommt. Egal woher, egal in welchen entlegenen Winkel des Landes. In dieser Strategie, die zunehmend Onlinegeschäft und stationären Handel verbindet, sieht das Kölner Unternehmen die Zukunft. Deshalb will MBS einen „E-Commerce-Center Cologne“ schaffen, in dem die verschiedensten Kunden und Produkte gebündelt werden. Dazu sucht der Logistiker den Schulterschluss mit der Stadt, ohne deren Unterstützung ein solches Ziel nicht erreichbar sei.

 

Smart City Loop: Unterirdische Lösung für die vorletzte Meile

 

Genau diese Zusammenarbeit ist auch für Christian Kühnhold eine elementare Voraussetzung. Er ist Geschäftsführer der Smart City Loop GmbH, die eine umweltfreundliche und effiziente Lösung für die vorletzte Meile entwickelt hat. Für jenen Abschnitt der Lieferkette also, auf dem Waren in Verteilzentren in der Stadt gebracht werden. Dafür sollen künftig unterirdische Hubs dienen, die den Übergang vom Lkw-Transport etwa zu Lastenrädern leisten und die das Stadtbild nicht verändern. Eine Machbarkeitsstudie am Beispiel Hamburg habe ergeben, dass das Konzept sowohl technisch als auch wirtschaftlich machbar sei, sagt Kühnhold, ebenfalls Teilnehmer der KölnBusiness-Paneldiskussion bei der transport logistics.

Schon eine einzige unterirdische Röhre könne 1.500 Lieferfahrten pro Tag einsparen und damit Staus, Lärm, Unfallgefahr sowie Feinstaub- und CO2-Belastung massiv senken. Dabei sei die Realisierung sogar einfacher und schneller machbar als bei herkömmlichen Infrastrukturprojekten: Bis zu 20 Meter Rohrvortrieb pro Tag seien möglich, und dafür müsse keine Straße aufgerissen werden. Die Kosten für den Warentransport sollen dabei mit denen auf den bisher üblichen Wegen vergleichbar sein.

 

Braidys-Plattform: Online-Bestellungen sinnvoll bündeln

 

Bleibt die Frage, was auf der letzten Meile passiert. Die gewaltige Zunahme des Online-Handels hat ja einen Boom bei den Paketdiensten ausgelöst, der aber auch zu einer zusätzlichen Belastung der Straßen führt. Außerdem bestellen Kunden häufig jedes Produkt bei einem anderen Anbieter, was viele Fahrten selbst für Kleinstlieferungen notwendig macht. Beide Probleme will das schon etablierte Kölner Startup Mydaylivery mit seinem neuen Angebot „Braidys“ lösen: Auf dieser Plattform können Kund*innen die unterschiedlichsten Waren bestellen, zum Beispiel ein Kleidungsstück, Lebensmittel und ein Elektrogerät.

Kuriere holen die Produkte dann bei den regionalen Händlern ab und bringen sie gebündelt zum Kunden. „Jeder Store ist unser Lager“, sagt Andreas Moos von Mydaylivery. Dies war und ist gerade in der Pandemie-Zeit ein Chance für große wie kleine Unternehmen, ihr Geschäft zu erhalten und auch Neukunden zu gewinnen.

Die Bündelung der Bestellungen reduziert damit auch die Verkehrsbelastung und den ökologischen Fußabdruck. Außerdem nutzt das Unternehmen die verfügbaren Verkehrsmittel möglich effizient: Fahrräder für den engsten Zirkel, E-Roller für etwas weitere Wege und schließlich E-Transporter für den größeren Umkreis.

Kreative Ideen also für die Logistik der Zukunft, die keine Tagträume sind. Selbst ehrgeizige Visionen wie der Smart City Loop können bald konkret werden. Ein komplettes Firmenkonsortium für die Realisierung steht bereit. Und zur Strategie der Stadt Köln passen die Konzepte perfekt, schließlich hat der Rat schon im Jahr 2016 ein Logistikkonzept beschlossen, das Innovationen anstrebt und unter anderem auch vorsieht, unnötige Liefervorgänge zu vermeiden und den kombinierten Verkehr zu stärken.


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