Nachhaltige Logistik in der Innenstadt

 - KölnBusiness
Impressionen der hybriden Veranstaltung von KölnBusiness im Kölner Wandelwerk zur Zukunft des Warentransports in Städten.
© Alina Schmettkamp

Bei einer hybriden Veranstaltung der KölnBusiness Wirtschaftsförderung im Kölner Wandelwerk diskutierten Fachleute und Branchenvertreter*innen über die Zukunft des Warentransports in den Städten. Technische Lösungen gibt es, aber für die Umsetzung müssen alle zusammenarbeiten: Unternehmen, Politik und Verwaltung.

Ein ganzer Tag voller Ideen: Im Wandelwerk in Neuehrenfeld war geballte Logistik-Kompetenz am Start. Das spiegelt wider, was KölnBusiness-Geschäftsführer Dr. Manfred Janssen in seiner Begrüßung feststellte: „Wir haben hier eine extrem leistungsfähige Logistikbranche.“ Diese stehe aber vor großen Herausforderungen, weshalb die Diskussionsveranstaltung nun zu einer festen jährlichen Einrichtung werden soll.

Die wichtigsten Infos aus der Premiere der Veranstaltung und weiterführende Quellen stellen wir hier zusammen.

 

Mehr Effizienz durch E-Mobilität

 

Effizienter, sicherer, umweltfreundlicher – so soll die City-Logistik der Zukunft aussehen, sagt Christian Kühnhold. Ein Motto, das sicher alle Teilnehmer*innen der KölnBusiness-Veranstaltung im Kölner Wandelwerk unterschrieben hätten. Entlastung der Straßen, weniger Lärm und Abgase sind die gemeinsamen Ziele. Und dafür muss jeweils das beste Transportmittel eingesetzt werden – im Zweifel auch der 40-Tonner. Aber der dürfte bald die Ausnahme in Innenstadtbereichen sein.

Kühnhold schilderte die Entwicklung seines Unternehmens EcoCarrier, das für die „letzte Meile“, also die Belieferung der Endkund*innen oder des Einzelhandels, ganz auf das E-Lastenrad setzt. Dafür wurde eigens ein Rad entwickelt, das fürs Format einer ganzen Europalette ausgelegt, dank Neigetechnik gut fahrbar und bis zu zehn Stunden am Tag sehr zuverlässig einsetzbar sei.

EcoCarrier kalkuliert mit einem maximalen Radius von drei Kilometern für ein Lastenrad. Da geht die NewWeys Logistics GmbH ein ganzes Stück weiter: „Bis fünf oder sogar fünfeinhalb Kilometer sind möglich“, sagt Geschäftsführer Jürgen Wey. Bis zu 70 Kilometer schaffe ein Lastenrad pro Schicht. NewWeys liefert damit schon unter anderem Bürobedarf und Elektrogeräte aus, beginnt aber auch mit Textiltransporten etwa zwischen Wäschereien und Hotels. Die bisherigen Erfahrungen haben eine wichtige Erkenntnis gebracht: Das Vorurteil, dass viele Produkte mit dem Lastenrad nicht bewegt werden könnten, sei falsch. „50 bis 60 Prozent aller Artikel sind damit lieferbar“, sagt Jürgen Wey.

Wo das Schwerlast-E-Bike an seine Grenzen stößt, kommen dann eben E-Scooter zum Einsatz oder schließlich E-Pkw und -Transporter. Genau dieses Prinzip gilt auch beim jungen Kölner Unternehmen Mydaylivery. das mit seiner Bestell-App Braidys den stationären Handel beim Onlinegeschäft stärkt und zugleich die Zustellung effizienter machen will.

 

Strom statt Diesel

 

Große Lkw werden zumindest auf den längeren Strecken außerhalb der Innenstädte, aber auch stellenweise für die Anlieferung bei Großabnehmern in der City, auch in Zukunft noch die effizienteste Lösung sein. Aber alle Logistik-Expert*innen im Wandelwerk schienen einig: Der Diesel soll möglichst bald verschwinden. Deutlich wurde allerdings auch, dass hier noch großer Nachholbedarf bei Technik und Kosten besteht.

„Wir mussten für einen Elektro-Testlauf einen MAN-Lastwagen in den Niederlanden komplett umrüsten lassen, am Ende ist der dreimal so teuer wie ein herkömmlicher Diesel-Lkw“, berichtete Harald Klöckner, General Manager Retail Distribution bei DSV. Das Transportunternehmen liefert allein an die dm-Märkte in Deutschland täglich 10.000 Paletten mit Ware. Die Erfahrungen mit dem E-Lkw waren trotz hoher Kosten und geringer Reichweite sehr positiv: Niedrige Wartungskosten, geringer Bremsenverschleiß – und der Fahrer des Testfahrzeugs will gar kein anderes mehr fahren. Auch, weil die Rückmeldungen von Kund*innen oder Passant*innen so positiv waren. Im nächsten Jahr will DSV an seinem rheinischen Standort drei weitere E-Lkw einsetzen.

 

Kluge Logistik entlastet Städte

 

Auch die Logistik innerhalb eines Unternehmens kann für die Innenstädte Entlastung bringen. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist das Münchner Hofbräuhaus, das mitten in der Stadt liegt und das vor der Pandemie zwei Millionen Besucher*innen pro Jahr zählte. Das Unternehmen Foodigital entwickelte fürs Hofbräuhaus eine hauseigene Produktionsstätte mit einer zentralen Logistikeinheit, so dass Metzger*innen und andere Mitarbeitende schnellen Zugriff auf alle Rohstoffe haben. Die ganze Einheit ist aus dem traditionellen Gebäude ausgelagert, weshalb die Flächen für Küchen und Kühlhaus dort um 60 Prozent reduziert werden konnten. Und die Zahl der notwendigen Lkw-Transporte pro Tag sank von 60 auf nur noch zwei.

 

Wie sieht die Stadt der Zukunft aus?

 

Ein Fazit der Veranstaltung im Wandelwerk ist klar: Nur integrierte Logistik-Konzepte werden zukunftsfähig sein. Konzepte also, die einerseits die verschiedenen Verkehrsträger optimal einsetzen, die andererseits aber auch Stadtplanung und Architektur einbeziehen, die außerdem soziale, kulturelle und auch ästhetische Bedürfnisse erfüllen. Projekte wie Cityhubs und Mikrodepots fänden nur dann Akzeptanz in der Bevölkerung, wenn sie multifunktional seien, sagte Alexander Hund vom Projektentwickler DFI. Ein markantes Beispiel dafür sind Dachflächen. Die könnten begrünt, gar als Urban-Gardening-Flächen verwendet, in Teilen aber auch für Photovoltaik genutzt werden, die wiederum Ladestationen für E-Fahrzeuge füttern könnten – einschließlich der E-Bikes von Anwohner*innen beispielsweise.

Wohnen, Arbeiten und Logistik: Das alles gilt es in Zukunft ganzheitlich zu denken – auch in Köln. 


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