Planted wollte anderen Unternehmen helfen, sich mit Hilfe lokaler Wälder für das Klima einzusetzen. Nun haben die Gründer*innen ihr Geschäftsmodell erweitert. Wie Planted zum größten All-In-One-Anbieter für ESG-Management werden will.
Die meisten Gründer*innen zücken eine schicke App, um zu zeigen, was sie mit ihrem Startup erreichen wollen. Der Gründer des Kölner Startups Wilhelm Hammes kann nicht nur eine solche App vorweisen, sondern gleich eine ganze Palette an lokalen Wäldern, dazu einen firmeneigenen Förster. Denn das Team hat sich einer der größten Herausforderungen unserer Zeit angenommen: Nachhaltigkeit ganzheitlich in der Wirtschaft zu etablieren.
Nachhaltiges Wirtschaften wird weltweit zu einem immer wichtigeren Thema. Kund*innen drängen ebenso darauf wie Investor*innen, der Kapitalmarkt und letztlich auch die Politik. Die Frage des Nachhaltigkeitsengagements ist heute so wichtig wie der Umsatz – und zukünftig vielleicht noch wichtiger. Gleichzeitig fehlen vielen Unternehmen die Instrumente, um ihre ESG-Aktivitäten zu erfassen, zu analysieren und zu berichten. Was also tun?
Wilhelm Hammes hatte da eine Idee. Schon 2015 befasste er sich mit dem Thema Nachhaltigkeit, damals ging es noch um vegane Fleischalternativen. Ein spannender Bereich, glaubt Hammes nach wie vor. Aber auch kompliziert aufgrund von EU-Richtlinien. Also orientierte er sich um und kam auf die Idee mit den Bäumen. Denn die speichern CO2 und setzen Sauerstoff frei, außerdem speichern sie Wasser und filtern unsere Luft. Die Idee: Wenn Unternehmen CO2 ausstoßen, sollen sie im Gegenzug Bäume pflanzen, um den Effekt auszugleichen. Darüber hinaus konnten die Unternehmen ihre (unvermeidbaren) Emissionen über globale Klimaschutzprojekte kompensieren. Doch schnell war klar: Mit Bäumen und CO2-Kompensation allein lässt sich der Klimawandel nicht stoppen.
Erfolgreich erweitert: Planted wird zum ClimateTech-Startup
Für Planted folgte die Kehrtwende. Das Geschäftsmodell wurde angepasst. Das Ziel: eine All-in-One-Softwareplattform für das ESG-Management von Unternehmen. An Bord holten sie Jonas Quilitz. Der Medieninformatiker wechselte vom Cybersecurity-Unternehmen SoSafe zu Planted und kümmert sich seither als CPO um eines der Produkte des Unternehmens: die sogenannte ESG-Management Plattform. Es ist ein Strategiewechsel, der durchaus Sinn ergibt. Der Markt für Carbon-Management-Softwarelösungen soll in den kommenden Jahren stark wachsen, auf über 40 Milliarden US-Dollar bis 2030. In Europa greift sehr bald die Corporate Sustainability Reporting Directive (kurz: CSRD), die tausende Unternehmen dazu zwingt, neben anderen Nachhaltigkeitsaspekten auch ihre CO2-Bilanz zu erfassen. Vielen fehlen jedoch die internen Kapazitäten und Fähigkeiten, um dies zu leisten. Eine riesige Chance für externe Anbieter wie Planted.
Die hauseigene Software soll aber nicht nur die CO2-Bilanz aller Unternehmensprozesse berechnen, sondern darauf aufbauend auch eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln und so den Unternehmen helfen, zu dekarbonisieren und die CSRD-Vorgaben einzuhalten. Unvermeidbare Emissionen können Kund*innen dann unter anderem durch globale Klimaschutzprojekte ausgleichen. Das geschieht durch den Kauf von Emissionsminderungsgutschriften, oft auch CO2-Zertifikate genannt. Damit finanzieren die Unternehmen dann wiederum Klimaschutzprojekte. Planted arbeitet hier als Schnittstelle zwischen den Klimaschutzprojekten und den Unternehmen, die ihre CO2-Emissionen kompensieren möchten. Sie kaufen die Zertifikate von den Projekten und verkaufen sie an ihre Kund*innen weiter. Das ist kein Novum. Auch andere junge Unternehmen wie Plan A oder Cozero bieten Dekarbonisierungssoftware an – ebenso Planetly, bevor es vom US-amerikanischen Unternehmen One Trust gekauft wurde. Der Unterschied bei Planted – und gleichzeitig die Keimzelle des Unternehmens – sind die lokal gepflanzten Bäume. „Wir wären nicht Planted, wenn wir das nicht nach wie vor anbieten würden“, heißt es beim Startup.
Dazu macht das Unternehmen anders als die Konkurrenz alles aus einer Hand: von der Messung des CO2-Ausstoßes über die interne Dekarbonisierung bis zum fertigen CSRD-Bericht. Über 300 Kund*innen hat das Kölner Unternehmen mittlerweile, darunter AXA, DHL oder Megabad.
Unternehmensziel: Gigacorn
Die Lösung von Planted kommt bei Investor*innen gut an. Dabei half auch die Teilnahme an der Cologne Masterclass im Jahr 2022. Hier konnte Planted seinen Bekanntheitsgrad steigern und gute Kontakte knüpfen, sowohl zu neuen Kund*innen als auch zu Investor*innen. Im selben Jahr sicherte sich das Gründerteam in einer Seed-Finanzierungsrunde eine Million Euro.
Heute beschäftigt Planted 29 Mitarbeiter*innen. Neben dem Hauptsitz in der Kölner Innenstadt gibt es auch einen kleinen Standort in Berlin. Außerdem hat Planted den Wettbewerber Clime übernommen. Mittelfristig will Planted nach eigenen Angaben ein sogenanntes Gigacorn werden. Während sich Unicorns in der Startup-Szene über ihre Bewertung definieren – ein Unicorn wird mit einer Milliarde bewertet – will ein Gigacorn zusätzlich eine Milliarde Tonnen CO2-Emissionen einsparen. Das Potenzial wäre da: Planted schätzt das Carbon Removal Potenzial ihrer Software allein für Europa auf rund 122 Millionen Tonnen CO2.
Mehr Infos zu Planted gibt es hier: www.planted.green
Die Cologne Masterclass 2024
Die Cologne Masterclass ist ein Förderprogramm vom Kölner Startup Ökosystem für das Kölner Startup Ökosystem. Die teilnehmenden Startups werden vorab nominiert – entweder direkt von den mehr als 15 Partnern der Initiative oder über eine Top-Platzierung bei einem der verschiedenen Startup-Wettbewerbe in Köln. Als Teil der Masterclass erhalten die Teilnehmer*innen Unterstützung im Marketing und beim Matching Day, dem Höhepunkt der Cologne Masterclass, vor hochkarätigen Investor*innen pitchen. Dieser findet voraussichtlich im Januar 2025 statt. Die Auswahl der Startups läuft derzeit. Wer dabei ist, darüber informieren wir regelmäßig über unsere Social-Media-Kanäle auf LinkedIn und Instagram.
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