„Köln bietet einfach das Gesamtpaket“

 - KölnBusiness
Nina Braack, Managerin Esports bei Porsche Motorsport, ist überzeugt vom Standort und dessen Potenzial für die Zukunft des Simracings.
© Porsche

Porsche verlegt sein digitales Motorsport-Werksteam nach Köln. Nina Braack, Managerin Esports bei Porsche Motorsport, ist vom Standort überzeugt – und erklärt, welche Rolle Simracing im Konzern inzwischen spielt. 

Mit dem Porsche Esports Performance Center hat Porsche Motorsport in Köln-Ossendorf seinen hochmodernen E-Sport-Standort eröffnet. Er ist Trainings- und Entwicklungszentrum für das Porsche Coanda Esports Racing Team, das Werksteam im Simracing. Simracing, die digitale Rennsimulation, ist längst Bestandteil der Motorsportstrategie des Autobauers – neben der Formel E und dem Langstreckenprogramm mit Hybrid-Sportwagen für klassische Rennen wie die 24 Stunden von Le Mans.

Für das Gespräch mit Made in Köln nimmt Teamchefin Nina Braack, Ex-Profi-Volleyballerin, auf einer Couch Platz, mit Blick auf sechs hochmoderne Rennsimulatoren. Über ihr schlängeln sich die beleuchteten Kurvenlinien einer Rennstrecke, eigens angefertigt für diesen Ort.

 

Frau Braack, seit 2022 gibt es das Porsche Coanda Esports Racing Team – jetzt hat es seinen neuen Hauptsitz in Köln gewählt. Wie kam es dazu?

Wir waren ursprünglich in Gronau stationiert, weil unser Partner Coanda dort ansässig war. Im Zuge der Professionalisierung des Teams wurde aber klar: Dieser Standort hatte seine Zeit, wir brauchten etwas Neues. Also haben wir begonnen, uns Optionen in großen Städten wie Berlin oder Stuttgart anzusehen. Parallel dazu haben wir unser Netzwerk nach Empfehlungen gefragt. Unser Partner Trilux hat uns Köln ans Herz gelegt und gleich auch eine passende Fläche bei sich auf dem Campus angeboten. Das mussten wir uns natürlich anschauen. 

 

Anschauen ist das eine, hinziehen das andere. Was hat Sie von Köln überzeugt? 

Köln bietet einfach das Gesamtpaket für uns als Werksteam von Porsche. Wir haben ein Gelände, das genau auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist – und noch dazu von Trilux mit einer hochmodernen Lichtatmosphäre ausgestattet wurde. Auch die Lage ist super. Es gibt zwei Flughäfen und zwei ICE-Bahnhöfe in der Nähe, und geografisch liegt die Stadt fantastisch für Reisen in Europa, aber auch durch Deutschland. Wenn unsere Werksfahrer zum Porsche-Motorsport-Headquarter nach Weissach bei Stuttgart fahren, sind sie in unter drei Stunden dort. 

 

Köln gilt als einer der führenden Standorte für Gaming und E-Sport in Europa. Das dürfte auch eine Rolle gespielt haben, oder? 

Das war ein riesiger Pluspunkt. Wir wussten von Anfang an, dass wir hier auf eine große Community treffen würden. Für das breite Publikum steht natürlich die Gamescom im Fokus. Auch die ESL FACEIT Group, der größte E-Sport-Veranstalter der Welt, und Teams wie SK Gaming sind hier zu Hause. Das macht es leicht, in der Stadt schnell Anschluss zu finden und ein Netzwerk aufzubauen. 

 

Seit Mai sind Sie und ihr Team in Köln. Was ist Ihnen als Erstes aufgefallen? 

Wir wussten, dass die Rheinländer sehr herzlich sind, aber wie schnell wir hier tatsächlich aufgenommen wurden, hat mich trotzdem überrascht. Das gesamte Netzwerk aus Unternehmerinnen und Unternehmern ist sehr offen und super interessiert. Man merkt: Hier ist nicht jeder nur für sich unterwegs, sondern viele denken gemeinsam nach vorn. Ich bin mir sicher, dass wir in Köln noch weitere Partner für das Team gewinnen können. Trilux, unser neuer Vermieter, ist dafür das beste Beispiel. 

 

Welche Pläne gibt es, den Standort über das Simracing hinaus zu nutzen? 

Da ist viel möglich. So werden zum Beispiel auch andere Fahrer aus dem Porsche-Kader künftig hierherkommen, um vor wichtigen Rennen die Strecken virtuell abzufahren. Das wird oft unterschätzt, aber unsere Esports-Simulatoren sind so präzise, dass das Training tatsächlich für ein echtes Rennen interessant ist. Simulationen und auch Simulatoren werden deswegen bei der Entwicklung von Porsche-Renn- und -Straßenfahrzeugen eingesetzt. Die Location selbst ist ansonsten vielseitig einsetzbar: Interne und externe Veranstaltungen sind denkbar, etwa Workshops für Mitarbeitende oder Präsentationen neuer Porsche-Fahrzeuge. Die Räumlichkeiten machen uns sehr flexibel.

 

Glauben Sie, die Bedeutung von E-Sport wird weiter wachsen? 

Davon bin ich überzeugt. Gaming und E-Sport sind ein wachsendes Business. Und als Porsche erreichen wir mit Simracing ein junges, technikaffines Publikum – abseits des klassischen „Asphalt-Motorsports“, wie ich ihn nenne. Eine breite Masse kann unsere Rennfahrzeuge digital fahren und mit ihnen Wettbewerbe gewinnen. Das schafft Verbundenheit und stärkt so unsere Marke. Der Bedeutungszuwachs zeigt sich meiner Meinung nach auch an den Preisgeldern bei den Turnieren: Wir fahren dieses Jahr allein beim Esports World Cup in Riad um ein Preisgeld von 500.000 Euro.

 

Hauptstadt der Games-Wirtschaft

Köln gehört zu den Pionieren der weltweiten Gaming-Industrie und ist heute einer ihrer bedeutendsten Standorte. Neben Großevents wie der Gamescom prägen international erfolgreiche Teams wie SK Gaming und Fokus die Szene. Auch Vereine wie eSports Cologne mit mehreren Hundert Mitgliedern sind Teil der starken Community. Die Stadt ist Gründungsort der ESL FACEIT Group, des größten E-Sport-Veranstalters der Welt. Rund 100 Unternehmen und Institutionen mit Games-Bezug sind in Köln aktiv – darunter globale Player wie Electronic Arts oder Microsoft. 2024 gründete sich mit dem Games Syndicate Cologne e.V. ein Netzwerk zur Stärkung und internationalen Sichtbarkeit des Standorts. 

Simracing: Was ist das?

Simracing ist die digitale Variante des Rennsports. Gefahren wird mit Simulatoren, deren Lenkräder und Pedale denen realer Rennwagen nachempfunden sind. Die Software bildet echte Strecken und Fahrzeuge ab – gefahren wird online oder im lokalen Netzwerk.

 


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