Führung auf Distanz – wie Empathie auch virtuell funktioniert

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Die Arbeit im Homeoffice stellt sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer vor Herausforderungen.
© Foto: Adobe Stock, fizkes.

Mit dem zweiten Lockdown gewinnt auch das Thema Homeoffice wieder an Relevanz. Fast ein Viertel aller Beschäftigten in Deutschland arbeitete im April dieses Jahres überwiegend von zuhause aus. Gegenüber 2018 bedeutet das nach einer Berechnung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung eine Vervierfachung der Zahl. Auch wenn der zunehmende Trend seit Jahren zu beobachten ist, so ist der extrem starke Anstieg doch vor allem auf die Pandemie zurückzuführen. Und nach Umfragen will rund die Hälfte der Unternehmen daran weitgehend festhalten.

Eine Herausforderung für Führungskräfte und die Kommunikation mit den Mitarbeitenden. Aber was bedeutet das genau? In unseren Expert Sessions zum Thema „New (Remote) Work“ gab Business Coach Katja Busch Einblicke in das wichtige Thema „Führung auf Distanz“. Sie ist auf „Digitalisierung und Organisationsentwicklung mit Menschlichkeit“ spezialisiert und beschreibt die Herausforderungen, die der Megatrend Homeoffice für Führung und Kommunikation mit sich bringt – und wie Führungskräfte sich dafür wappnen können.

Hierarchische Führung funktioniert nicht mehr

In früheren Zeiten existierte in Unternehmen oft ein gesichertes Wissen über alles, was für die Wertschöpfung wichtig war. Veränderung geschah nur in längeren Zeiträumen, der Schwerpunkt lag auf Bestandserhaltung. Heute sehen sich Firmen mehr und mehr der Herausforderung gegenüber, stets kurzfristig flexibel auf Veränderungen reagieren zu können. Eine Entwicklung, zu der hierarchische Führung nach dem Motto „command & control“ nicht mehr passt. Durch die Pandemie und den starken Trend zum Homeoffice wird diese Herausforderung noch verschärft. Das wird deutlich an den konkreten Folgen, die Katja Busch beschreibt.

Die Folgen der Distanz

  • Viele Führungskräfte empfinden ihre Mitarbeiter*innen wegen des meist rein virtuellen Kontaktes als unsichtbar – mit der Folge, dass sie ein Gefühl der „Un-Kontrolle“ beschleicht. Sie bekommen Stimmungen nicht mehr so gut mit, erkennen schwelende Konflikte womöglich erst spät, und auch die Konfliktlösung fällt auf Distanz schwerer.
  • Hinzu kommt, dass die zufälligen Begegnungen wegfallen. Auf dem Flur, in der Teeküche, am Drucker. Wichtige Begegnungen, in denen eben nicht nur gequatscht wird, sondern auch Informationen ausgetauscht, Probleme besprochen werden, menschliche Zwischentöne hörbar werden.
  • Videocalls, WLan-Verbindungen, Datenübermittlung, Netzprobleme – die Technik ist in den Zeiten der rein virtuellen Begegnung noch viel mehr Thema in der beruflichen Kommunikation als sonst.

Der Umgang mit der Angst

Neben all diesen Aspekten kommt aktuell etwas hinzu, das Führungskräfte nach Ansicht von Katja Busch auch unbedingt auf der Rechnung haben müssen: „Wir erleben gerade eine Naturkatastrophe, die viele Ängste auslöst. Menschen gehen unterschiedlich damit um. Eine Führungskraft sollte aber wissen, wie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter damit umgehen, wie ängstlich sie sind, oder wie entspannt.“

Für den Umgang mit diesen Herausforderungen empfiehlt die Business Trainerin eine Methode, die sie selbst ein „Wundermittel“ nennt: Empathie. Und zwar nicht nur für die anderen, sondern auch für sich selbst. Empathie meint die „Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen, Bedürfnisse und Motive anderer Menschen einzufühlen“. Eine Qualität, die im Arbeitsleben des 21. Jahrhunderts gefragt ist – und in distanzierten Zeiten eben noch mehr. Katja Busch leitet daraus eine Reihe von Empfehlungen ab.

Was Führungskräfte jetzt tun sollten

  • Am Anfang steht eine Bedürfnisanalyse: „Menschen wünschen sich in ihrem Arbeitsleben Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit“, sagt Katja Busch. Führungskräfte sollten sich zuerst um ihr Team kümmern und erst dann um die Technik.
  • Der „Umzug nach Digitalien“ muss gemeinsam bewältigt werden. Wie jeder Umzug braucht er Zeit zum Einleben, Ausprobieren, zur Anpassung der Routinen, nicht zuletzt auch zur Pflege alter und dem Aufbau neuer Beziehungen.
  • Gewohntes muss hinterfragt werden. Welche Prozesse sind wirklich wertschöpfend? Katja Busch: „Schlechte Prozesse sind auch digital schlechte Prozesse!“
  • Braucht es wirklich jedes Meeting? Und wenn, können sie nicht vorab zeitlich begrenzt werden („Timeboxing“)? Wie sind die Rollen dabei verteilt? Gibt es Raum für Rückfragen?
  • Wichtig ist auch die Gestaltung der Arbeitszeit. „Nach einer Störung etwa durch einen Anruf kann es bis zu 20 Minuten dauern, bis man sich wieder in das Thema hineinversetzt hat, an dem man vorher gearbeitet hat“, erklärt die Trainerin. Entsprechend müsse es „Fokuszeiten“ geben, in den Meetings und sonstige Kommunikation außen vor bleiben.

All diese Maßnahmen – und einige mehr – dienen einerseits einem zeitgemäßen Verständnis von Führung, andererseits auch der Kompensation der Nachteile, die „Remote Work“ mit sich bringt.

Eine Checkliste zum Thema Homeoffice und Führung finden Sie hier
 

Die nächste KölnBusiness Expert Session

Nach dem erfolgreichen Auftakt zum Thema Remote Work widmet sich die kommende Expert Session einem gleichfalls hochrelevanten Thema: den New Relations. Inhaltlich geht es dabei insbesondere um die Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette, stabilere Lieferketten in Krisenzeiten sowie Best Practices und Lösungsansätze.

Der Webcast am 19. November gliedert sich dabei in drei Themenblöcke:

9 Uhr bis 10:30: Corona und die Auswirkungen auf Weltwirtschaft und Lieferketten

10:30 bis 11:50: Nachhaltigkeit in Lieferketten

11:50 bis 13 Uhr: Best Practices und Lösungsansätze von New and Old Economy

Interessierte können sich bereits jetzt registrieren.

Anmeldung Expert Session 19. November

 


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