Mit Mut zu mehr Ressourceneffizienz

Hohe Energiepreise, angespannte Lieferketten, Klimakrise: Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen wird für Unternehmen immer entscheidender. Doch eine Umstellung ist oft aufwendig und teuer. Zwei Unternehmer aus Köln zeigen, warum sie sich trotzdem lohnt. 

Michael Schaupp, Pfeifer & Langen  

Biomasse für die Zuckerproduktion: Umrüstung in Millionenhöhe 

  

„Die Zuckerproduktion ist energieintensiv. Deshalb ist unsere Industrie schon immer darauf bedacht, ihren Energiebedarf und die direkt erzeugten Emissionen aus dem Verbrauch von Brennstoffen konsequent zu reduzieren. Doch spätestens seit Beginn des Krieges in der Ukraine und der damit einhergehenden Gasmangel-Lage ist das Thema noch wichtiger geworden. Wir wollen bei Pfeifer & Langen bis spätestens 2040 klimaneutral Zucker produzieren – klimaneutral nach Scope 1, also was unsere eigenen Anlagen betrifft. Dafür investieren wir in energieeffiziente, moderne Technik und in die Umstellung auf nachhaltige Brennstoffe. Das ist folgerichtig, aber auch mutig. Denn wir müssen dabei auf die Politik einwirken, um verbindliche Rahmenbedingungen zu bekommen. Mit der Zuckerrübe haben wir ein wunderschönes, natürliches Kraftwerk. Bisher werden die Rübenschnitzel, die bei der Zuckerherstellung als Nebenprodukt anfallen, vor allem als Tierfutter verwendet. Sie eignen sich auch hervorragend als Biomasse zur Energiegewinnung, wurden aber zunächst von der EU nicht als nachhaltiger und damit CO2-neutraler Energieträger anerkannt. Wir haben uns nicht entmutigen lassen, Machbarkeitstests an unseren Standorten durchgeführt und gute Erfolge erzielt. Aber die Umrüstung kostet Geld und Zeit, dafür brauchen wir Planbarkeit. Pro Anlage fällt ein zweistelliger Millionenbetrag an, und die Umstellung dauert bis zu fünf Jahre. Deshalb haben wir zusätzlich in den vergangenen zwei Jahren sehr aktiv daran gearbeitet, politische Entscheidungsträger in Brüssel, in Deutschland und den Bundesländern über das Potenzial der Zuckerrübe zu informieren. Mit Erfolg: Zuckerrübenschnitzel wurden als nachhaltiger und CO2-neutraler Energieträger in die dritte Auflage der EU-Richtlinie für erneuerbare Energien (RED III) aufgenommen. Die RED III soll die Transformation beschleunigen. Nun muss sie noch in nationales Recht umgesetzt werden, auch das wollen wir eng begleiten. Denn jedes EU-Land hat einen Spielraum bei der Ausgestaltung. Die einzelnen Staaten können zum Beispiel gewisse Maßnahmen fördern. Für unseren Umbau wäre das natürlich wünschenswert.“  

 

Michael Schaupp, 52, ist Geschäftsführer beim Zuckerhersteller Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG. Das Familienunternehmen hat seinen Sitz in Junkersdorf, nur zwei Kilometer vom RheinEnergieStadion entfernt. 

 

Pieter Niessen, objectiv Raumakustik + Möbel 

Von Glaswolle zu PET: Umstellung mitten in der Coronakrise 

  

Vor fünf Jahren haben wir in Köln eine eigene Produktion für unsere raumakustischen Produkte aufgebaut – das sind zum Beispiel nachhaltig hergestellte Bilder und Trennwände. So etwas gab es bis dahin in Deutschland nicht. Zehn Jahre lang hatten wir unsere Produkte aus Frankreich bezogen und hier vertrieben. Die Umstellung war für uns eine sehr mutige Entscheidung. Zum einen war der Markt damals noch nicht so weit entwickelt, zum anderen waren nachhaltige Raumakustikprodukte anfangs teurer als herkömmliche. Denn viele bestehen aus Glaswolle, deren Herstellung sehr energieintensiv ist: Bei bis zu 1.600 Grad Celsius wird das Glas geschmolzen. Und: Mitten in der Umstellung traf uns die Coronakrise. 

Doch wir haben uns von unserem Weg nicht abbringen lassen, denn Nachhaltigkeit ist uns wichtig. Gut ein Jahr hat es gedauert, bis unsere eigene Produktion stand. Statt Glaswolle verwenden wir jetzt recycelte PET-Fasern. Unsere Produkte haben zudem einen noch besseren Wirkungsgrad als herkömmliche Absorber. Angesichts der zuletzt gestiegenen Energiepreise sind wir auch nicht mehr teurer als andere Hersteller. Nachhaltigkeit und damit der effiziente Einsatz von Ressourcen zahlen sich also langfristig aus. Unser Umsatz ist im vergangenen Jahr um 25 Prozent gewachsen. Dieser Erfolg bestätigt unsere Bemühungen und zeigt, dass immer mehr Kunden Wert darauf legen, wo und wie die Produkte hergestellt werden, die sie kaufen – auch beim Schallschutz.“ 

  

Pieter Niessen, 59, ist Gründer und Geschäftsführer der objectiv GmbH & Co. KG. Das Unternehmen mit Sitz in Köln-Dellbrück setzt auf nachhaltige Raumakustikprodukte.


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