Nachhaltige Energieprojekte: Köln setzt auf grünen Wasserstoff

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Bei innovativen Wasserstoffprojekten geht Köln voran.
© Tanaonte/Getty Images

Köln wird immer mehr zum Zentrum für innovative Energielösungen. Besonders grüner Wasserstoff in Köln steht im Fokus, da er eine zentrale Rolle in der Energiewende spielt. Mit einer Reihe von Wasserstoff-Initiativen in Köln zeigt die Rheinmetropole, wie nachhaltige Innovation umgesetzt werden kann. 

 

Die Stadt unterstützt eine Vielzahl von nachhaltigen Energieprojekten, die auf grünen Wasserstoff setzen. Diese Projekte bieten nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern tragen auch zur Reduktion der CO₂-Emissionen bei.

 

Heribert Schamong ist einer, der‘s anpackt. Seine Kaffeerösterei will er auf Wasserstoff umstellen. Schamong führt das Unternehmen in dritter Generation. In Ehrenfeld und Ossendorf röstet seine Firma Kaffeebohnen, beide Anlagen betreibt er bisher mit Erdgas. „Spätestens nach dem Beginn des russischen Angriffskrieg war mir klar, dass das keine langfristige Lösung ist.“ Eine Umstellung auf Strom – bevorzugt aus erneuerbaren Energien? Nicht ohne Weiteres machbar, so der Unternehmer. Deswegen Wasserstoff. Aber: Eine solche Transformation ist immens teuer. Schamong ließ sich den Technologietausch von der Technischen Hochschule Köln durchrechnen. Er will es trotzdem durchziehen – auch um Pionierarbeit zu leisten.

 

Unterstützt durch Fördermittelberatung und die Suche nach Projektpartnern, arbeitete Schamong viele Monate an dem Projekt. Doch trotz intensiver Bemühungen kam vom Ministerium eine Absage auf seinen Förderantrag – angeblich aus Budgetgründen. Trotzdem gibt er nicht auf. Derzeit ist er mit der Rheinischen Hochschule in Ehrenfeld im Austausch, die über eine Anlage verfügt, die grünen Wasserstoff in Strom umwandeln kann. Im Februar 2025 planen Prof. Sebastian Schiebahn der RH Kölnund Schamong eine Röstung basierend auf komplett grünem Strom – ein weiterer Schritt in Richtung Klimaneutralität.

 

Im Zuge des Aufbaus dieser Anlage entstand außerdem das Ingenieurbüro Green INGergy als Ausgründung der Hochschule. Das Unternehmen hat sich auf Sicherheitstechnik und die Entwicklung digitaler Zwillinge für erneuerbare Energiesysteme spezialisiert, darunter Batterietechnik, Photovoltaik und Wasserstoff. Darüber hinaus bietet Green INGergy technische und ökonomische Beratung in diesen Bereichen an und unterstützt somit die Weiterentwicklung innovativer Energielösungen.

 

Kölner Wasserstoff-Produktion geht voran

 

Wasserstoff, Elementsymbol H, ist einer der großen Hoffnungsträger für die Zukunft der deutschen Wirtschaft. Mit dem Aufkommen eines komplett neuen Energieträgers ergeben sich aber automatisch große Veränderungen. Denn irgendwer muss diesen Wasserstoff produzieren – und zwar grün –, Industrieunternehmen müssen ihre Produktion umstellen. Auch der Wirtschaftsstandort Köln muss sich anpassen, damit kleine Firmen wie Schamong aber auch die ganz großen weiter effizient am Standort produzieren können. Und er tut das bereits an vielen Stellen.

 

Ganz vorne mit dabei, was die Produktionskapazitäten angeht, ist die Chemiebranche – auch im Großraum Köln. Der britische Chemiegigant INEOS etwa plant einen 100-Megawatt-Elektrolyseur in seinem Chemiepark im Kölner Norden. Und Energieversorger Shell nahm bereits 2021 in Wesseling eine Anlage in Betrieb.

 

Potenzielle Abnehmer für den Energieträger gibt es viele. „Ohne Wasserstoff wird es nicht gehen“, bestätigt auch Peter Stenzel, der sich an der TH Köln mit dem Thema Wasserstoffwirtschaft befasst. „Gerade in der Industrie wird er gebraucht, etwa beim Stahl.“ Aber auch abseits der Schwerindustrie schielen Unternehmen auf Wasserstoff als Energieträger, um sich klimaneutral aufzustellen. So wie Heribert Schamong. „Bisher kaufen wir dafür Zertifikate, aber das ist eigentlich nur Schönfärberei”, sagt er. Mit Wasserstoff soll sich das ändern. Er wartet derzeit auf Förderung von staatlicher Seite. Bis dahin wird die Rösterei in Ossendorf mit Propangas betrieben.

 

Max Thien, Innovationsmanager für den Bereich Green Economy bei der KölnBusiness Wirtschaftsförderung, kennt viele Fälle von Unternehmen, die sich mit Wasserstoff befassen, ihre Projekte aber bisher noch nicht umgesetzt haben. „Teilweise ist es noch schwierig, überhaupt an grünen Wasserstoff zu kommen, da es kaum Lieferanten gibt“, sagt er. Auch bei den technischen Umrüstungen stehe den Firmen einiges bevor. Förderprogramme von Land und Bund könnten hier unterstützen. KölnBusiness berät dazu und vernetzt unterdessen die verschiedenen Player in der Stadt, damit Unternehmen Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig helfen können.

 

„Insgesamt sind wir gut aufgestellt“, sagt Thien. In vielen Punkten sei der Standort Köln früh dran, viele Pilotprojekte würden laufen. Er weist allerdings auch darauf hin, dass es wenig bringt, die Kommune isoliert zu betrachten. „Wasserstoff ist ein Landes-, ein Bundes- und auch ein europäisches Thema“, sagt er. Wichtig sei also nicht nur, was lokal passiere. Ein umfassendes Infrastrukturnetzwerk namens „European Hydrogen Backbone“ plant etwa die EU-Kommission.

 

Das sieht auch TH-Experte Peter Stenzel so. „Viele Fragen sind aktuell noch offen, aber wenn wir frühzeitig ausprobieren, was klappt, sind wir bereit, wenn Wasserstoff in ausreichender Menge verfügbar ist.“

 

Wasserstoff-Projekte im Kölner Verkehrssektor


Das gilt neben der Produktion für einen weiteren Bereich, der ein potenzieller Großabnehmer für grünen Wasserstoff werden könnte: der Verkehrssektor.

 

Die Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) ist hier Vorreiter. Mittlerweile betreibt sie über 80 Wasserstoffbusse – die größte Brennstoffzellenbusflotte Europas. Bis Ende 2025 soll die Flotte auf insgesamt 160 Busse anwachsen. Die RVK erhielt einen Förderbescheid für 108 wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Hybridbusse. Kürzlich wurden zudem die ersten wasserstoffbetriebenen Gelenkbusse Europas offiziell in die Flotte aufgenommen.

 

Der Motorenbauer Deutz AG experimentiert schon seit vielen Jahren mit der Technologie und hat nun ein Montageband für die Serienproduktion von H2-Motoren eröffnet. Deutz fokussiert sich dabei vor allem auf den „Off-Highway-Markt“, etwa Traktoren, und beteiligt sich an einem Projekt, bei dem zwei 18-Tonner mit Wasserstoffmotoren ausgestattet werden sollen, die in der eigenen Logistik eingesetzt werden.

 

Schon voll in der Wasserstoffwirtschaft angekommen ist die junge Kölner Firma hylane. Sie betreibt Europas größte Wasserstoff-Lkw-Flotte und vermietet wasserstoffbetriebene Lkw an Kund*innen, darunter an die Spedition Amm, Rewe und den Logistikkonzern DB Schenker. Produziert werden die Lastwagen unter anderem von Hyundai. Bei hylane zahlen Kund*innen nach gefahrenen Kilometern. „Die Fahrzeuge können mit den Nutzungsprofilen der Diesel-Lkw mithalten. Damit das flächendeckend funktioniert, brauchen wir aber noch deutlich mehr Tankstellen“, sagt Giuliana Frank, die bei dem Startup den Kundenservice verantwortet. Das Feedback sei dennoch positiv. „Ein Wasserstoff-Tankvorgang dauert so lange wie einer mit Diesel“, so Frank weiter, „ist somit also schneller als das Aufladen einer Batterie“. Für die Logistikbranche, in der Zeit wortwörtlich Geld ist, bedeutet das einen entscheidenden Vorteil.


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