4 Tipps zur Sicherung von Lieferketten

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© Bild: Adobe/Golden Sikorka

Die KölnBusiness Wirtschaftsförderung hat ihre neue WebcastReihe – die Expert Sessions – mit dem Thema „New Relations“ fortgesetzt. Dabei ging es um die Lehren aus Corona für die Stabilität von Lieferketten, aber auch um neue Trends und Entwicklungen, die unabhängig von der Pandemie sichtbar werden. In diesem ersten Beitrag fassen wir die Folgen von Corona für die Wirtschaft und die notwendigen Konsequenzen daraus zusammen.

Rückgang von Welthandel und Industrieproduktion

Die Zahlen sprechen eine ganz deutliche Sprache: Von März bis August ging der Welthandel um acht Prozent zurück, die Industrieproduktion sank um 6,3 Prozent. In vielen Ländern, vor allem in den USA, stiegen die Arbeitslosenzahlen drastisch an. Doch danach schien sich eine fast ebenso deutliche und ähnlich schnelle Erholung anzubahnen. „Viele Experten sprachen von einer V-förmigen Entwicklung“, sagt Professor Galina Kolev, Dozentin an der Hochschule Rhein-Main und Senior Economist am Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln. Sie präsentierte im Webcast die aktuellen Daten, die die V-Form allerdings erheblich in Frage stellen (siehe Grafik links). Vielleicht werde es doch eher ein „W“, so die Expertin. Dafür spreche  die Tatsache, dass wir im Herbst einen neuerlichen Rückgang erleben. Dieser „dürfte aber etwas milder ausfallen als im Frühjahr“, meint die Ökonomin, weil seither sowohl Politik als auch Medizin und Wirtschaft wichtige Erfahrungen mit dem Virus gesammelt hätten und so gezielter reagieren könnten.

Vorhersagen noch schwieriger als sonst

Prognosen aber sind aktuell schwierig. Wie schwierig sie generell sind, hat die Pandemie deutlich gezeigt. „Da wurden Prognosen zerschossen, weil die Leute verrückt spielten“, sagt Professor Thomas Krupp, Experte für Logistik und Lieferketten an der Technischen Hochschule Köln. Eine solche Situation scheint kaum planbar. Und doch hält Krupp eine bessere Vorbereitung auf eine Pandemie für möglich – und auch höchst angemessen. Corona sei eben gar kein „schwarzer Schwan“ – das Bild, mit dem Wirtschaftswissenschaftler plötzliche, katastrophale, unvorhersehbare Ereignisse beschreiben – sondern viel eher ein graues Nashorn: Man weiß, dass es diese Gefahr gibt, sie ist ständig im Hintergrund präsent, aber sie wird weitgehend ignoriert.

Das Problem seien gar nicht so sehr die leeren Toilettenpapierregale: „Die sind gar kein Indikator für Versorgungsengpässe, sie zeigen nur, dass die Produktionsprozesse in der Branche einfach ziemlich statisch und unflexibel sind und dass sich die Produktion nicht mal schnell hochfahren lässt“, sagt Krupp. Viel problematischer sei die Tatsache, dass Lieferketten oft auf Kante genäht sind. Das gelte beispielsweise auch für Medizinprodukte. Dass es hier bislang in Deutschland nicht zu größeren Engpässen gekommen ist, sei ein Glücksfall, sagt Krupp. In der Medizinproduktebranche wirke sich aber spürbar die Auslagerung in außereuropäische Produktionsstandorte aus.

Vier Maßnahmen zur Absicherung der Lieferketten

Dennoch rechnet der Experte nicht damit, dass Produktionskapazitäten in größerem Umfang zurückgeholt werden. Die globalisierte Arbeitsteilung habe einfach auch zu viele Vorteile, meint Krupp. Das derzeit vieldiskutierte „Near Shoring“ hält er deshalb für keinen ganz großen Trend. Vier gezielte Maßnahmen zur Absicherung der Lieferketten empfiehlt er aber dringend:

1. Risikopuffer schaffen

„Lieferketten sind oft auf Kante genäht. Sobald da eine Kleinigkeit in Unordnung kommt, kann es sein, dass sie zusammenbricht.“ Krupp empfiehlt, die Effizienz ein wenig zugunsten der Resilienz zurückzuschrauben. Wer Puffermöglichkeiten hat, kann auf plötzliche Widrigkeiten flexibler reagieren.

2. Einseitige Abhängigkeiten vermeiden

„Single Sourcing“ sollte vermieden werden. Wer nur einen einzigen Lieferanten oder ein Herkunftsland etwa für eine zentrale Komponente seines Produktes habe, gehe ein viel zu hohes Risiko ein. Krupp rät zu einer Strategie, wie sie etwa ein großer Autobauer begonnen habe. Dort seien die 16 wichtigsten Rohstoffe und Ausgangsprodukte definiert worden, auf deren Liefersicherheit man besonderes Augenmerk lege.

3. Messen statt Glauben

Grobe Erfahrungswerte taugen in einer Situation wie der Pandemie nicht mehr. Corona habe gezeigt, dass oft mit „Phantom-Beständen“ gerechnet worden sei, die aber gar nicht da waren. Deshalb müssten Unternehmen – wie Wirtschaft und Politik insgesamt – präzise Daten ermitteln.

4. Informationen teilen

Die genannten Daten müssten in der gesamten Lieferkette geteilt werden, damit alle Beteiligten informiert sind und gegebenenfalls schnell reagieren können. Genau das sei heute häufig nicht der Fall.

Expert Session "New Business Models" am 10. Dezember

Die nächste Expert Session findet am 10. Dezember statt. Sie widmet sich mit dem Titel „New Business Models“ und den Möglichkeiten einer kompletten Neuausrichtung von Unternehmen. Eine Anmeldung ist bereits möglich. Details zu den Inhalten und Referenten folgen. 

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