Seit 20 Jahren holt die c/o pop die Musikstars von morgen in die Stadt. In einer Branche im Umbruch ist das heute schwieriger denn je. Wie sich die Macher*innen des Festivals trotzdem ihre Nische erhalten.
Die Kommandozentrale des wichtigsten Kölner Kulturevents befindet sich in einem mehrstöckigen Gebäude hinter dem Ehrenfelder S-Bahnhof. Auf der zur Straße gewandten Seite hängt nur ein Zettel, der auf den Hintereingang verweist. Wer diesen durchschreitet und in den ersten Stock kommt, steht in einem hochmodernen Büroloft. Hier arbeitet das Organisationsteam an Line-up und Programm der 21. Ausgabe der c/o pop. Sie ist sowohl Musikfestival als auch Branchentreffen.
„Nach dem Reeperbahnfestival sind wir das zweitgrößte Festival dieser Art in Deutschland”, erklärt Ralph Christoph. Er ist Convention Director der c/o pop, leitet also den Teil, bei dem sich Branchenvertreter*innen jedes Jahr treffen und sich über aktuelle Entwicklungen austauschen. Christoph empfängt uns gemeinsam mit Elke Kuhlen, die als Festival Director die andere Hälfte organisiert, die Konzerte und Events. Zusammen mit CEO Norbert Oberhaus bilden sie das Führungsteam.
c/o pop als Konstante des Kulturstandortes
Oberhaus und Christoph waren es auch, die vor ziemlich genau 20 Jahren die c/o pop ins Leben riefen. Es sei eine Art Rettungsanker für den Musikstandort Köln gewesen, erinnert sich Christoph. Die Popkomm, damals die große deutsche Musikmesse, war gerade nach Berlin abgewandert. „Das war ein allgemeiner Trend, alle wollten nach Berlin. Dem wollten wir etwas entgegensetzen”, so Christoph.
Und auch wenn das erste Jahr finanziell ein Reinfall war, blieben die Macher*innen dran und etablierten eine Konstante des Kulturstandorts Köln. Darauf ausruhen wollen sich die Organisator*innen aber nicht. „Die vergangene Ausgabe war unsere bisher erfolgreichste, das wollen wir dieses Jahr mindestens wiederholen”, sagt Christoph. Wie aber bleibt man über 20 Jahre in einer so schnelllebigen Branche am Puls der Zeit?
Von Blumenkranz-Lena lernen
Dafür ist vor allem Elke Kuhlen verantwortlich. Bis 2009 war sie mit an Bord, machte eine Pause und kam 2018 als Hauptverantwortliche für das Festival zurück zur c/o pop. In dieser Position hat sie sich bereits ausführlich mit der Frage beschäftigt, wer eigentlich die Besucher*innen sind.
„Der durchschnittliche c/o-Pop-Besucher ist weiblich, eher jung, vielleicht Anfang 20, kommt aus Köln und Umgebung, studiert und trägt auch gerne mal einen Blumenkranz”, fasst sie einige Faktoren zusammen. Diese fiktive Besucherin, die im Festivalteam liebevoll „Lena” genannt wird, erwarte vor allem zwei Dinge: aktuell angesagte Musiker*innen und einen gewissen regionalen Bezug.
In der Vergangenheit gelang es dem Orgateam immer wieder, frühzeitig Künstler*innen nach Köln zu holen, die in den folgenden Jahren national oder international durchstarteten: Arcade Fire spielten 2005 in Köln ihre erste deutsche Festivalshow überhaupt, Maximo Park (2005), Janelle Monae (2011) und Tom Odell (2015) kamen vorbei, bevor sie jeder kannte. Und auch die Kölner Überflieger AnnenMayKantereit traten 2013 bei der c/o pop auf, noch bevor ihnen ihr Debütalbum zum deutschlandweiten Durchbruch verhalf.