"Ich liebe das Livegeschäft"

Die Kölner LANXESS arena ist Deutschlands größte und am besten besuchte Multifunktionsarena. Fast zwei Millionen Besucher*innen kommen pro Jahr. Seit nunmehr 25 Jahren ist Stefan Löcher ihr Manager. Für usp köln hat er sein Fotoalbum geöffnet – und teilt persönliche Momente.

Von der drohenden Insolvenz zur meistbesuchten Multifunktionshalle

„Seit 25 Jahren mache ich diesen Job. In den ersten zehn Jahren waren wir ständig von Insolvenz bedroht. Und ich, damals 28 Jahre alt, war der kaufmännische Verantwortliche. Ich war zwar sehr gut ausgebildet durch meine vier Jahre bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KMPG, aber eine Insolvenz im Nacken – das braucht niemand. Es war eine intensive Zeit, in der ich nonstop gearbeitet habe. Rückblickend hat sich die ganze Arbeit mehr als gelohnt. Die LANXESS arena ist heute nicht nur regional und national, sondern auch international eine der am besten besuchten Veranstaltungsstätten. Im ersten Quartal 2023 konnten wir den zweiten Platz bei den Ticketverkäufen für Arenen belegen. Damit lagen wir zu diesem Zeitpunkt sogar vor dem Madison Square Garden in New York. Pro Jahr besuchen im Durchschnitt rund zwei Millionen Gäste unsere Veranstaltungen, wovon natürlich auch der Wirtschaftsstandort Köln profitiert.

Bis heute investiere ich viel Zeit in meine Arbeit. Es kommt vor, dass ich nachts um halb eins gehe und morgens um acht wieder hier bin. Aus Leidenschaft, ich liebe das Livegeschäft. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl, wenn eine Veranstaltung genau nach Plan läuft. Auch wenn ich selten ein ganzes Konzert sehen kann. Denn auch abends habe ich noch viel zu tun. Ich rufe die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an oder den Küchenchef und frage, wie es läuft. Und wenn Not am Mann ist, mache ich auch selbst noch den Einlass.”

 

Räumung der Lachenden Kölnarena – Codewort Polonaise

„Die Lachende Kölnarena ist für uns eine Institution. Alle 16 Termine im Jahr sind ausverkauft. Eine Veranstaltung aus dem Jahr 2003 wird mir immer in Erinnerung bleiben. Da war einer nicht reingekommen, weil er kein gültiges Ticket hatte. Er hat dann zweimal von derselben Telefonzelle aus die Polizei angerufen und gesagt, dass um 22.20 Uhr eine Bombe hochgehe.

Die Polizei hat das sehr ernst genommen. Dann wurde in einem Lüftungsschacht ein Koffer gefunden, der dort nicht hingehörte. Ich habe mich direkt mit dem Moderator Burk Mertens abgesprochen, und der hatte eine geniale Idee: Wir machen die längste Polonaise der Welt bis zur Trainingshalle der Kölner Haie. Gut 8.000 Leute haben wir so ohne Panik aus der Arena bekommen, die anderen 2.000 mussten wir dann mit etwas Nachdruck rausholen. Am Ende stellte sich heraus, dass in dem Koffer gar keine Bombe war, wahrscheinlich hatte ihn jemand während der Bauphase liegen lassen. Die Leute konnten ihre Sachen aber erst am nächsten Tag abholen, weil die Prüfung und Freigabe der Behörden im Anschluss an die eigentliche Evakuierung so lange dauerte."

 

Weltstars auf der Bühne – und ein unvergesslicher Auftritt

„Wir haben und hatten viele große Stars bei uns. Von Aerosmith über AC/DC, Elton John und Kiss bis hin zu Lady Gaga und Beyoncé waren alle schon hier. Allein im vorigen Jahr waren es Größen wie Madonna, Sting oder Post Malone. Unvergessen ist für mich der Besuch des Sängers Prince. Als er 2011 auf die Bühne kam, beschwerte er sich über den Sound, den er vorher selbst eingestellt hatte, und ging wieder. Um seinen Frust abzubauen, fuhr er erst einmal mit dem Fahrrad um die Halle.“

 

Haie-Fans sauer, Helene Fischer verletzt und am Ende alles gut

„Helene Fischer war schon öfter bei uns zu Gast, aber ihr Auftritt 2023 hat alles getoppt. Sie sollte im März sieben Veranstaltungen in der Arena spielen, was etwas heikel war. Denn dann sind im Eishockey die Play-offs, und wir wissen vorher nie genau, wie weit die Kölner Haie kommen. Also gehen wir immer ein bisschen ins Risiko, denn es besteht die Gefahr von Überschneidungen. Die Arena für Spiele zu blocken, die dann gar nicht stattfinden, steht im Widerspruch zu den ökonomischen Zwängen unseres zu 100 Prozent privatwirtschaftlichen Geschäftsmodells. Wir sind eine Multifunktionsarena, wir tun sehr, sehr viel für den Eishockeysport. Aber der derzeitige Modus der Deutschen Eishockey Liga mit Best-of-seven-Play-off-Serien ist eine Herausforderung. Für nicht städtische Venues lässt sich das kaum bis gar nicht abbilden. Das sagen wir der Liga seit 25 Jahren.

Es kam, wie es kommen musste: Ein Viertelfinalspiel kollidierte mit einem Konzert. Die Haie mussten eine Ausweich-Spielstätte in Krefeld organisieren, die Eishockeyfans waren sauer. Und dann, wenige Tage bevor die Konzerte losgehen sollten, kam der Anruf: Helene Fischer hat sich verletzt, die Shows können nicht stattfinden. Das war der Wahnsinn. Die Haie konnten also doch bei uns spielen. Helene Fischer ist im Sommer aufgetreten, und alle sieben Shows waren ausverkauft. Mehr als 100.000 Fans haben die Konzerte besucht, das war ein richtiger Marathon. Das hatte es bei uns in 25 Jahren noch nie gegeben. Bedankt haben wir uns dafür bei Helene Fischer mit einem Sold-out-Award und einem Karnevalsorden, den wir extra für sie haben anfertigen lassen.”

 

Als nicht nur Klitschko ins Zittern kam

„Es war Ende Oktober 2010, als Vitali Klitschko anfragte, ob er im März bei uns in der Arena kämpfen könne. Klitschko war damals das Größte, was es im Boxen gab. Der Kampf sollte im März stattfinden, also wieder während der Play-offs im Eishockey. Die Kölner Haie standen damals auf dem letzten Platz. Jeder Eishockey-Experte hätte damals gesagt, dass die Saison für sie gelaufen ist. Also haben wir Klitschko zugesagt. Eine gute Woche dauert es normalerweise, die Arena für den Kampf umzubauen. Durchgeführt und übertragen wurde er von RTL. Aber ab der Sekunde, in der wir unterschrieben haben, haben die Haie alles gewonnen.

Und dann wird man langsam nervös. Da der Boxkampf an einem Samstag stattfinden sollte, musste ich RTL mitteilen, dass Sonntag und Dienstag wegen der Eishockey-Playoffs nicht verfügbar sein könnten. Trotz anfänglicher Einwände stimmte RTL schließlich zu, auch als ich später verkünden musste, dass der Freitag für die Generalprobe ebenfalls ausfiel. Da wird normalerweise noch mal alles getestet, jedes Kabel. Denn da hängen Millionen an Werbeeinnahmen dran.

Die Haie sind dann am Freitag sang- und klanglos untergegangen. Der Klitschko-Kampf am nächsten Tag dauerte auch nur 169 Sekunden. Zum Glück flogen danach keine Stühle.”

 

Der Traum vom Skywalk

„Es war schon immer mein Traum, dass wir ganz oben über dem Bogen, der an der höchsten Stelle 76 Meter hoch ist, einen Skywalk machen. Lange Zeit haben wir das nur halbherzig verfolgt. Aber jetzt sind wir wirklich so weit, dass wir alles geklärt haben: TÜV, Bauaufsicht, Statik, Eigentümer und so weiter. Wir werden das jetzt umsetzen. Man ahnt gar nicht, wie viel Platz da oben ist. Luke Mockridge hat dort schon mit einer Band gespielt.

Der Skywalk wird ein weiterer touristischer Hotspot für Köln. Auch wenn die Idee etwas geklaut ist. Wir reihen uns damit ein in Metropolen wie Sydney oder London. Dort gibt es solche Skywalks schon.“‘

 


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