Die ART COLOGNE, die weltweit älteste Messe für zeitgenössische Kunst, findet vom 7. bis 10. November 2024 in der Koelnmesse statt. Unter der Leitung von Daniel Hug, der die Kunstmesse seit 2008 leitet, hat die ART COLOGNE nicht nur zu alter Größe zurückgefunden, sondern sich auch als eine der bedeutendsten Kunstmessen in Köln und Europa etabliert. In diesem exklusiven Beitrag gibt Hug Einblicke in seine Reise und öffnet sein privates Fotoalbum.
Kunst und Kindheit: Daniel Hugs Wurzeln und der Weg zur ART COLOGNE
„Schon als Kind war ich von Kunst umgeben. Meine Mutter ist die Tochter von László Moholy-Nagy, einem der Begründer des Bauhausstils, mein Vater war Architekt. Meine ersten Jahre habe ich in Zürich verbracht. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1961, ich muss zweieinhalb Jahre alt gewesen sein. Ich sitze auf einer Skulptur vor der Predigerkirche, unsere Wohnung war nur wenige Meter entfernt. Die Skulptur stammt von Eduardo Chillida, einem baskischen Bildhauer. Rechts daneben war die Galerie Maeght. Da standen immer verschiedene Skulpturen. Sie haben mich fasziniert. Man konnte darauf klettern, das war schön. Ich habe immer schon auch das Haptische an der Kunst geliebt.“
Von Chicago nach Köln: Die Neuausrichtung der ART COLOGNE
„Nach der Trennung meiner Eltern zog meine Mutter mit uns nach Michigan in die USA. Ich studierte Malerei an einer Kunsthochschule in Chicago. Dann wechselte ich zur Fotografie. Nach meinem Abschluss 1992 wollte ich eigentlich Künstler werden. Aber es war eine schwere Zeit, es gab keine Jobs und kaum Galerien.
1997 beschloss ich also, einfach selbst eine zu eröffnen. Darüber wollte ich auch Kontakt zu einer anderen Galerie aufbauen, die meine Bilder ausstellt. Denn das tat man damals nicht – die eigenen Werke in der eigenen Galerie zeigen. Ich nannte sie RX Gallery, in Anlehnung an Apotheken in den USA, die oft mit Buchstaben im Namen arbeiten. Die Einladungen zu meinen Ausstellungen habe ich als Rezepte herausgegeben, jedes mit einem Stempel. In Chicago gab es aber noch eine andere Galerie, von Michael Hall, einem hochintelligenten Kunsttheoretiker. Sie war besser, aber er hatte keine guten Räumlichkeiten. Dann haben wir uns 1998 im Chicago Project Room zusammengetan. Ich habe viel von ihm gelernt. Damals konzentrierten wir uns darauf, lokale Künstlerinnen und Künstler zu fördern, darunter Henrik Plenge Jakobsen. Er stellte bei uns seine ‚Cuban Embassy‘ aus.“
Die Renaissance der ART COLOGNE: Wie Daniel Hug Köln auf die internationale Kunstbühne brachte
„2008 rief mich Meyer Voggenreiter an und fragte, ob ich die Leitung der Messe übernehmen wolle. Die ART COLOGNE war damals ziemlich am Boden. Ich habe die Messe dann besucht und mir viele Notizen gemacht, was meiner Meinung nach falsch lief. Unter anderem war sie viel zu groß. Außerdem war die Messe von den alten Hallen, in denen jetzt RTL sitzt, in die neuen Hallen umgezogen. Die neuen Hallen stammten aus den 1980er-Jahren, sahen deprimierend aus und hatten vier Eingänge. Das war schlecht, denn dadurch verliefen sich das Publikum und die Käuferinnen und Käufer. Sammlerinnen und Sammler müssen mitbekommen, wo andere gerade etwas kaufen, das motiviert auch sie, schnell Kunstwerke zu erwerben. Es gab nicht einmal eine klassische Eingangshalle. Zudem war die Beleuchtung schlecht.
Ich habe dann unter anderem einen internationalen Beirat organisiert. Außerdem habe ich die Messe verkleinert, ich habe viele Aussteller rausgeschmissen. Beides hat die Qualität gesteigert. Zudem sind wir in eine schönere Halle umgezogen. Dann bin ich auf Akquise gegangen, habe mein Netzwerk genutzt, um Galerien zu überzeugen, im nächsten Jahr in Köln auszustellen. Und am Ende? Unsere erste neue ART COLOGNE war ein voller Erfolg. Auch die Presse war begeistert.“
Pharaonin mit Sportbrille: Deutsche Künstler*innen im Fokus auf der Kunstmesse Köln
„Eine Messe zu veranstalten ist unfassbar anstrengend. Man arbeitet monatelang darauf hin, dann muss an den vier Messetagen alles passen. Und immer wieder passieren Dinge, die sich nicht verhindern lassen. 2010 kam uns der isländische Vulkan Eyjafjallajökull in die Quere. Alle Aussteller*innen waren vor Ort, nur die Sammler*innen konnten nicht kommen. Inzwischen stellen wir hier in Köln zu 60 Prozent Werke von deutschen Künstler*innen aus, der Rest kommt aus dem Ausland. In internationalen Rankings liegt die Art Basel noch vor uns, aber das ist auch nicht verwunderlich, die Messe setzt viel weniger auf lokale Künstler*innen. Davon gibt es in der Schweiz einfach nicht so viele.
Wir wollen deutsche Künstler*innen unterstützen, dafür wurde die ART COLOGNE einst gegründet. Seit 2012 gestalten zum Beispiel Studierende der Kunsthochschule für Medien Köln exklusiv eine Kölschstange und erhalten auf der ART COLOGNE einen Preis. Jeden Donnerstag haben Studierende zudem freien Eintritt zur Messe. Der Erfolg lässt sich auch an den ausgestellten Kunstwerken ablesen. Die Skulptur hier stammt von Isa Genzken. Im Grunde hat sie diesem Replikat einer Pharaonin nur eine Sportbrille aufgesetzt. Das Werk war mit einer Million Euro eines der wertvollsten, die wir je ausgestellt haben.“
Ein Dino für die eigene Sammlung
„Ich liebe das Bild, ich liebe den Humor. Es war nach Covid, und wir standen alle so ein bisschen vor der Frage: ‚Was kann jetzt noch passieren?‘ Mir gefällt die Anspielung auf unseren Umgang mit der Coronakrise. Anstatt uns um unsere Existenz zu sorgen, machten wir uns Gedanken um die Wirtschaft. Außerdem finde ich die Farben schön. Das Bild ist ziemlich groß und hängt bei mir zu Hause. Meine Frau hasst es übrigens.“
Was gute Galerist*innen ausmacht
„Das Entscheidende ist, Kunst wirklich zu verstehen. Wer eine erfolgreiche Kunstgalerie leiten möchte, muss auch die Vergangenheit gut kennen. Er muss klassische und moderne Kunst begreifen und besonders die Postmoderne verinnerlichen. Ich habe damals ein Buch darüber gelesen, das meinen Blick komplett verändert hat: Bilder sollten nicht einfach nur schön sein, sie müssen einen Zweck erfüllen. Ein Beispiel dafür ist die begehbare Soundskulptur ‚Trichter‘ von Arjan Stockhausen, dem Enkel des Komponisten Karlheinz Stockhausen. Malerei, Skulptur und Film interagieren hier mit Musik in Form der Klanginstallation ‚Rückverzauberung im Trichter‘ von Wolfgang Voigt. 2023 haben wir sie auf der ART COLOGNE ausgestellt.“
ART COLOGNE – Die weltweit älteste Messe für zeitgenössische Kunst
Gründung: Die ART COLOGNE wurde 1967 als weltweit älteste Messe für zeitgenössische Kunst ins Leben gerufen.
Ort: Koelnmesse, Köln
Datum: 7. bis 10. November 2024.
Aussteller: Über 150 Galerien aus zahlreichen Ländern präsentieren Kunstwerke auf der ART COLOGNE.
Fokus: Zeitgenössische und moderne Kunst sowie Förderung junger Künstler*innen.
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