Der 11. Kölner Immobiliendialog zeigt: Mit Entwicklungsprojekten wie dem Deutzer Hafen liegt die Stadt absolut im Trend.
Schlafstadt? Wohnquartier? Gewerbegebiet? Möglich, dass diese Begriffe in einigen Jahrzehnten kaum noch in Gebrauch sind. Einfach, weil es sie so monolithisch nicht mehr gibt. Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Einkaufen gehen Hand in Hand, vielleicht gar noch mit der Industrie mittendrin. So jedenfalls lassen sich die Trends lesen, die beim 11. Kölner Immobiliendialog sichtbar wurden. KölnBusiness war Partnerin der Veranstaltung. Der virtuelle Branchentreff, der außerhalb von Pandemiezeiten jedes Jahr im Januar in Köln stattfindet, stand im Zeichen dieses Megatrends.
Co-Space – mehr als Co-Working
Dass dies nicht bloß Zukunftsmusik ist, zeigt das Konzept „Co-Space“. „Working“ fehlt hier mit Absicht, denn die Idee, die „POHA-House“-Firmengründerin Lea Hermanns vorstellte, will nicht bloß Start-ups oder Freiberufler in schicken kreativen Hotspots versammeln, sondern vielmehr Wohnen, Freizeitgestaltung und Arbeiten am selben Ort verbinden und dabei enge Gemeinschaften ermöglichen. Und das mit nachhaltigen, ressourcenschonenden Mitteln. In Aachen und Essen sollen die ersten Häuser im Jahr 2022 eröffnen, Hamburg und eine weitere Stadt sind in Planung.
POHA House klingt wie die konsequente Zuspitzung einer Idee, die die Branche offenbar derzeit stark umtreibt. Eine Idee, die durch Corona befeuert wird, denn inzwischen zeigen Umfragen deutlich: Die meisten Berufstätigen wollen zwar weiter Homeoffice, aber auch wieder an den Arbeitsplatz, wollen flexibel bleiben, aber nicht auf Heimatgefühl verzichten. Privat wie beruflich.
3.000 Wohnungen, 6.000 Jobs
Da scheint es nur konsequent, dass Köln sich dem integrierten Quartier verschreibt. „Einen ganz neuen Ansatz“ habe man ja mit Projekten wie der Parkstadt Süd, dem neuen Stadtteil Kreuzfeld und nicht zuletzt dem Deutzer Hafen gewählt, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker in ihrer Videobotschaft zur Begrüßung beim Immobiliendialog. Eine Aussage, die Andreas Röhrig, Geschäftsführer des Projektträgers moderne stadt, gleichermaßen mit Zahlen und Visionen unterlegte.
Das rechtsrheinische Hafengelände ist ja weit mehr als ein Modellprojekt. Auf dem gut 37 Hektar großen Areal soll eine Bruttogeschossfläche von 560.000 Quadratmetern entstehen, das ist doppelt so viel wie im Rheinauhafen gegenüber. 3.000 Wohnungen für knapp 7.000 Menschen, 6.000 Arbeitsplätze, eine Schule und mindestens fünf Kitas, fast 110.000 Quadratmeter Grünfläche, eine Promenade am Wasserbecken und eine heute noch breite Autostraße, die zum Radschnellweg zurückgebaut wird. Dazwischen bleiben noch ein paar Elemente denkmalgeschützten Industriecharmes mit den Gebäuden der Ellmühle, von denen nur ein Silo abgerissen wird. Bis zu 80 Meter hohe Gebäude für Gewerbebetriebe sollen das Areal im Süden abschließen und die Wohnbebauung vom Lärm der benachbarten Güterzugbrücke abschirmen.
Deutzer Hafen: Umsetzung kommt in Gang
Röhrig berichtete sichtlich zufrieden, dass der seit vielen Jahren diskutierte Plan nun endlich Gestalt annimmt. Noch in diesem Jahr sollen Erschließungsmaßnahmen ausgeschrieben, soll auch mit Rückbauarbeiten begonnen werden. In etwa drei Jahren könnten schon die ersten Bewohner einziehen, kündigte Röhrig an. Bis das gesamte Gelände fertig ist, werden allerdings sicher noch zehn Jahre vergehen. Der Deutzer Hafen werde zunehmend die Kölner Stadtentwicklung mit prägen, zeigte sich Röhrig überzeugt. Und das bei einem Gelände, das noch vor gut zehn Jahren als „nicht entwickelbar“ gegolten habe, weil jeder durch Rückbau von Industrie und Gewerbe gewonnene Freiraum den Retentionsflächen für den Hochwasserschutz hätte zugeschlagen werden müssen – bis ein höchstrichterliches Urteil diese Rechtsmeinung aufhob.
Dem nächsten Kölner Vorzeigeprojekt in Rheinnähe scheint also nichts mehr im Wege zu stehen. Und folgt man den Prognosen der Branchenexperten beim Immobiliendialog, dann entspricht es exakt dem, was sich alle in Zukunft wünschen: Die Verbindung all dessen, was zum Leben gehört. Das Quartier, das alles hat.
KölnBusiness unterstützt die Immobilienbranche in Köln mit einem breiten Serviceangebot. Mehr Informationen zu unseren Angeboten erhalten Sie hier. Ein Interview mit KölnBusiness-Geschäftsführer Dr. Manfred Janssen zur Immobilienbranche in Köln lesen Sie hier.