Ford Köln: Zwei Milliarden Euro für die neue Mobilität

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KölnBusiness Geschäftsführer Dr. Manfred Janssen und Geschäftsführer für Fertigung der Ford Werke GmbH Rene Wolf
© Tilman Schenk / KölnBusiness

In Köln wird die Mobilitätswende maßgeblich mitgestaltet. Rene Wolf, Geschäftsführer für Fertigung der Ford Werke GmbH, gibt exklusive Einblicke in die größte Transformation der Firmengeschichte. Dr. Manfred Janssen, Geschäftsführer der KölnBusiness Wirtschaftsförderung, traf ihn dafür im Ford-Werk am Rhein.

 

Der Automobilbau hat in Köln eine lange Tradition. Bei Ford stellen rund 15.000 Beschäftigte jetzt die Produktion von Verbrenner auf Elektroantrieb um. Dabei sollen europaweite Branchenstandards geschaffen werden.

 

Mit knapp zwei Milliarden Euro tätigt Ford eine der größten Investitionen in unserer Stadt. Wie wird die Elektromobilität made in Köln aussehen?

 

Ford baut in Köln sein europäisches Electrification Center auf, mit Entwicklungszentrum, Prototypenbau und der Produktion von zwei E-Modellen. Schon im nächsten Jahr rollt hier das erste vollelektrische Volumenmodell von Ford in Europa vom Band. Binnen sechs Jahren sollen 1,2 Millionen E-Fahrzeuge folgen. Ford will ab 2030 in Europa ausschließlich vollelektrische Pkw produzieren. In Köln fangen wir damit an.

 

Inwiefern stärkt Ford damit auch Kölns Profil als nachhaltige Metropole?

 

Nachhaltigkeit ist für uns ein übergeordnetes Unternehmensziel. Bis 2035 wollen wir in Europa CO2-neutral sein. Dieses Ziel betrifft unsere komplette Fahrzeugflotte, unsere Produktion und Logistik sowie unsere Lieferkette. Unser Kölner Werk läuft bereits seit 2008 komplett mit grünem Strom, zudem stellen wir zum Anlauf der vollelektrischen Fahrzeuge auch auf grünes Gas um. Damit sind wir in der Kölner Fahrzeugproduktion CO2-neutral. Gleichzeitig motivieren wir unsere Lieferanten, nachhaltiger zu werden. Köln etabliert sich immer mehr als Ideengeberin für neue, nachhaltige Mobilitätslösungen. Ich bin zuversichtlich, dass unsere Investition für weitere Impulse sorgen wird.

 

Zur Person

Rene Wolf ist seit 2021 für das Ressort Fertigung innerhalb der Geschäftsführung der Kölner Ford-Werke GmbH verantwortlich. Der studierte Diplom-Ingenieur sorgt dafür, dass ab 2023 im Ford-Werk in Köln-Niehl das erste batterieelektrische Volumenmodell von Ford in Europa vom Band rollen wird.

 

Ford und Köln gehören seit 1931 zusammen. Beginnen Sie gerade die größte Transformation der Firmengeschichte?

 

In unserer 91-jährigen Unternehmensgeschichte am Standort Köln gab es natürlich viele große Umbrüche. Doch der Umbau zum Electrification Center ist die größte Investition unserer Historie und in meinen 31 Jahren bei Ford zweifellos auch die größte Veränderung. Denn wir machen alles neu. Wir führen ein neues Produkt ein, mit neuer Plattform und neuem Antrieb. Hierfür schaffen wir neue Arbeitsstrukturen, installieren innovative Industrie-4.0-Technologien und bauen neue Gebäude – darunter eine 100 Meter lange Halle zur Vorbehandlung von Rohkarossen. Ich bin stolz darauf, diese umfassende Transformation mitgestalten zu dürfen.

 

Sie setzten sich mit dem Zentrum für E-Mobilität in einem europaweiten Wettbewerb durch. Wie stellte sich Ford in Köln dafür auf?

 

Ja, wir stehen in einem internen Standortwettbewerb. Dafür haben wir uns bestmöglich positioniert. Unsere Fiesta-Fertigung gilt als eines der effizientesten Produktionswerke in der ganzen Branche. Diesem Anspruch wollen wir auch künftig bei der Produktion von E-Modellen gerecht werden. Dafür haben wir frühzeitig ein Restrukturierungsprogramm gestartet. Wir haben unsere Prozesse genau unter die Lupe genommen und Optimierungspotenziale identifiziert. Nun setzen wir voll auf Digitalisierung sowie smarte Industrie-4.0-Anwendungen und kreieren einfachere, schnellere und effizientere Abläufe.Wie nehmen Sie Ihre Beschäftigten auf diesem Weg mit?

 

Unter dem Slogan „Fabrik der Zukunft“ ändern wir Arbeitsstrukturen konsequent in jedem Fertigungsbereich. Das heißt auch, dass jede/jeder Beschäftigte bereit sein muss, etwas Neues zu lernen und flexibel zu sein. Denn wir wollen mit der E-Produktion Branchenstandards setzen, beispielsweise bei der Arbeit mit kollaborierenden Robortern oder auch bei autonom fahrenden Transportsystemen. Bei diesem Prozess nehmen wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Anfang an mit. Deshalb bekommen alle unsere Beschäftigten in der Produktion ein mindestens zwölftägiges Training, um Fähigkeiten zu erwerben, diesen neuen Weg gemeinsam zu gehen und mitzugestalten.

 

Bei Ford in Köln arbeiten Menschen aus rund 80 Ländern. Ist das typisch kölsch?

 

Die Vielfalt hier im Werk ist einzigartig. Diese Offenheit gegenüber anderen macht Köln aus. Als gebürtiger Thüringer habe ich selbst erfahren, dass man hier mit offenen Armen aufgenommen wird und schnell ankommt. Im Werk arbeiten alle Hand in Hand. Auch deshalb belegen wir in einer branchenweit anerkannten Studie seit Jahren Spitzenplätze in Sachen Effizienz. Unsere qualifizierten Fachkräfte sind die Basis für unsere Qualität und Liefertreue. Im Kampf um Talente besitzt Köln mit seinen Hochschulen und dem lebenswerten Freizeitangebot ein großes Pfund.

 

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