Kölner Projekte für eine neue Mobilität

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Die Deutz AG setzt bei Motoren für schwere Nutzfahrzeuge künftig auf Wasserstoff
© 2021 Deutz AG.

Köln beherbert die Deutschlandzentralen vieler Automobilhersteller und -zulieferer. Gleichzeitig ist Klimaschutz für die Domstadt eine mit Verantwortung gelebte Verpflichtung – das macht sie zum idealen Schauplatz für die Mobilitätswende.

 

Lautlos flitzten Radler mit ihren E-Bikes auf den Radwegen rund um den Kölner Rudolfplatz, während einige Autofahrer das elektrische Carsharing ausprobierten. Die Besucher der polisMOBILITY, der Messe für zeitgemäße Mobilität, konnten live erleben, wie die Mobilitätswende sich anfühlt. Die Veranstalter mussten die Messe wegen Unwetterwarnungen nach einer ungewöhnlichen Hitzewelle von vier auf zwei Tage verkürzen. Doch auch das passt ins Bild. Hohe Temperaturen im Mai sind Vorboten des Klimawandels und machen deutlich, wie ernstzunehmend Klimaziele sind.

 

Die Stadt Köln etwa hat sich verpflichtet, ihre CO2-Emissionen bis 2030 (gegenüber 1990) um 50 Prozent zu reduzieren. Ein großer Hebel ist die Transformation des Straßenverkehrs, der im Jahr 2021 nach Angaben des Umweltbundesamts für den Ausstoß von rund 148 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich war. Das EU-weite Aus für Verbrennermotoren ab 2035 ist beschlossene Sache. Alternative Antriebe müssen her, allen voran Elektroautos. Bis 2030 sollen sieben bis zehn Millionen Elektro-Pkw in Deutschland zugelassen sein, im April dieses Jahres waren es gerade einmal rund 700.000.

 

 

Bereit für die Elektro-Offensive

Doch die Branche ist zuversichtlich, zumal Köln und die dort ansässigen Hersteller nun richtig durchstarten: Ford etwa baut sein Niehler Werk zum Elektrostandort aus und verkündete, dass im Rahmen einer Elektromobilitäts-Offensive alle Pkw-Modelle in Europa ab Mitte 2026 mindestens in einer Plug-in-Hybrid- oder in einer batterieelektrischen Variante angeboten werden. Auf dem Gelände der Ford-Werke produziert der japanisch-italienische Zulieferer Marelli elektrische Fahrzeugantriebe und der Motorenhersteller Deutz AG setzt neben Elektromotoren künftig auch auf den Wasserstoffantrieb.

Der polisMOBITY-Chef Gerald Böse bringt es auf den Punkt: „Köln ist die Autostadt Deutschlands. Hier lässt sich das Narrativ einer neuen und nachhaltigen Mobilität mit ökonomischem, sozialem und ökologischem Zweck ehrlich verbinden.“

 

 

Industrie trifft Forschung

Köln beheimatet die Deutschlandzentralen zahlreicher Automobilhersteller und -zulieferer, darunter Ford, Renault, Toyota und Volvo. Laut NRW.GlobalBusiness sind 800 Firmen mit rund 200.000 Mitarbeitenden und ein Drittel der Zulieferer in Deutschland in der Rheinmetropole ansässig. Der Fahrzeugbau macht mehr als ein Drittel aller Industriearbeitsplätze in der Wirtschaftsregion am Rhein aus.

Was macht Köln so interessant für die Automobilbranche? „Der Wirtschaftsstandort zeichnet sich durch die Vielfalt der ansässigen Unternehmen und Branchen aus“, erklärt Markus Siebrecht, Vorstandsvorsitzender der Renault Deutschland AG. „Hier treffen sich etablierte Industrieriesen, namhafte Forschungsinstitute und zahlreiche Startups. Auch die zentrale Lage innerhalb Deutschlands und in Mitteleuropa sowie die günstige Verkehrsanbindung machen die Stadt attraktiv“, sagt er.

 

 

Nachhaltigste Produktpalette

Renault hat seinen deutschen Hauptsitz nach einem nationalen Standortwettbewerb nach Köln ins I/D Cologne in der Schanzenstraße verlegt. „Köln leistet aus unserer Sicht einen starken Beitrag auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität“, ist Siebrecht überzeugt. „Die damit einhergehenden Vorhaben passen bestens mit unserem Ziel überein, unsere Führungsrolle bei der Energiewende durch effiziente und leistungsstarke Elektro- und Wasserstofflösungen zu stärken“, so Siebrecht.

Neben dem neuen Renault Scénic, der in der Serienversion rein batterieelektrisch fahren wird, führt Renault bis 2025 acht weitere vollelektrische Modelle ein. „Damit wollen wir die nachhaltigste Produktpalette in Europa anbieten, mit einem E-Anteil von über 65 Prozent“, sagt Siebrecht.

 

 

Weiter mit Wasserstoff

Der Kölner MotorenherstellerDeutz fährt bei alternativen Antrieben einen technologieoffenen Ansatz: „Wir denken vom Kunden her: Was benötigt er, um seine Anwendung in Zukunft klimaneutral zu betreiben? Da ist für uns heute klar, dass Elektrifizierung bei Leistungsbedarfen bis zu 100 Kilowatt eine dominierende Rolle spielen dürfte“, erklärt Dr. Sebastian Schulte, Vorstandsvorsitzender der Deutz AG. „Aber wenn mehr Leistung benötigt wird oder keine Ladeinfrastruktur vor Ort vorhanden ist, muss es andere Lösungen geben“, sagt er.

2021 hat Deutz deshalb seinen ersten Wasserstoffmotor produziert und startet dieses Jahr mit der Rheinenergie in ein Pilotprojekt. Serienproduktion ist ab 2024 geplant. „Damit sind wir ein Vorreiter für die Wasserstoffmotor-Technologie. Wir möchten Köln zum Leuchtturmstandort ausbauen und investieren auch entsprechend“, sagt Schulte – ein gutes Signal dafür, dass Mobilität und Klimaschutz keine Gegensätze bleiben.

 

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