Mit dem Strukturwandel im Einzelhandel wandeln sich auch die Anforderungen an Händler*innen und Innenstädte. Verödung und Leerstand heißen die Schreckensszenarien, die vor allem Klein- und Mittelstädten drohen. Die Kölner Innenstadt und die Veedel sind trotz Pandemie weiterhin attraktiv für Geschäftstreibende. Eine Analyse der KölnBusiness Wirtschaftsförderung zeigt: Die wahrgenommene Leerstandsquote ist vergleichsweise niedrig – und innovative Nutzungskonzepte wachsen.

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Leerstand in der Kölner Innenstadt stagniert – Zahl der Einzelhändler sinkt
Betrachtet man nur die Kölner City liegt die Leerstandsquote bei rund acht Prozent und damit ähnlich wie im Vorjahr. Der sichtbare Leerstand beinhaltet auch Immobilien, die zwar leer stehen, aber bereits wieder vermietet, nur noch nicht erneut genutzt werden. Hintergrund können unter anderem Renovierungsarbeiten oder Lieferengpässe beim Baumaterial sein.
Insgesamt gab es zum Erhebungszeitpunkt 2.234 Ladenlokale in der City, wovon etwas weniger als die Hälfte durch den Einzelhandel genutzt wurden. Die Zahl der Einzelhändler*innen in der Kölner Innenstadt ist im Vergleich zum Jahr 2020 um rund 6 Prozent gesunken, die Zahl der Verkaufsflächen ging um 3 Prozent zurück.
City stark frequentiert und international nachgefragt
Wichtig bei der Beurteilung des Status Quo: Ein gewisser Leerstand ist grundsätzlich notwendig, um die Nachfrage auf dem Markt bedienen zu können, etwa wenn sich bereits ansässige Unternehmen in Köln vergrößern wollen oder Firmen neu ansiedeln. Gerade in den Haupteinkaufsstraßen wie Hohe Straße und Schildergasse sind Ladenlokale nach wie vor begehrt. Eine europaweite Untersuchung aus dem Dezember 2021 belegt dies: Beide Straßen gehören zu den meistfrequentierten Einkaufsstraßen Deutschlands und Europas.

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Weitere Ansiedlungen namhafter internationaler Unternehmen, die die Attraktivität des Standorts verdeutlichen, waren 2021: Armani auf der Schildergasse mit dem Armani Exchange Shop gegenüber von P&C sowie Polo Ralph Lauren auf der Hohe Straße. Dieser neue Shop ist Teil der neuen Wachstums- und Kundenstrategie des US-Unternehmens.
Neue Nutzungskonzepte in der Kölner Innenstadt
Vor diesem Hintergrund ist Dr. Manfred Janssen, Geschäftsführer von KölnBusiness, überzeugt: „Von Verödung in der Kölner Innenstadt kann keine Rede sein. Die Corona-Pandemie hat den Strukturwandel im Einzelhandel – also den Trend hin zum Onlinegeschäft – grundsätzlich verstärkt, wodurch der lokale Einzelhandel in den Einkaufsstraßen weniger wird. Köln bleibt jedoch aufgrund neuer Nutzungskonzepte aus anderen Branchen weiterhin eine lebenswerte Stadt. Ausruhen sollten wir uns darauf nicht, sondern gemeinsam anpacken.“

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Das Geschäftskonzept bietet einerseits 1A-Lage für nachhaltige und innovative Produkte und verbindet das mit der digitalen Welt, etwa in puncto Sammlung von Marketingdaten und Shoppingerlebnis. Aktuell wird der _Blaenk-Store bereits zum 3. Mal umgebaut – das Konzept passt sich an die Bedürfnisse der Kund*innen und das Einkaufserlebnis an, das gerade gefragt ist. Das Unternehmen reagiert so kurzfristig auf Entwicklungen am Markt. Innovative Produkte stammen unter anderem von Kölner Startups, die KölnBusiness bei der Platzierung in der Kölner Innenstadt unterstützt.
Kultur trifft Einzelhandel
Ein weiteres Beispiel für einen neuen Nutzungsansatz in der Kölner Innenstadt stellt das Projekt „Take away. Literatur unterwegs“ dar, bei dem Schaufenster von Einzelhändler*innen für literarische Lesungen genutzt werden. Dank Audio-Live-Streaming können Passant*innen die Veranstaltung mitverfolgen.
Bei der Initiative von KölnBusiness und dem Literaturhaus Köln geht es darum, Literatur und Kultur verstärkt in die Innenstadt zu tragen, zu den Menschen, die sich dort zum Einkaufen, Flanieren oder Arbeiten aufhalten.
Moderner Nutzungsmix: Antoniterquartier

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Das Antoniterquartier der evangelischen Kirche, das zwischen Schildergasse, Cäcilienstraße und Renzo Pianos gläsernem Weltstadtkaufhaus liegt, hat auf ihrem rund 3.300 Quadratmeter großen Gelände ein Ensemble bauen lassen, das Gastronomie, Wohnen, Büro, Handel und Kirche zusammenbringt. Zudem sind große Flächen für Außengastronomie im Projekt umgesetzt worden. 2021 wurde das Gebäude mit dem Kölner Architekturpreis ausgezeichnet. Eine besondere Herausforderung beim Bau stellte der archäologische Fund der ältesten römischen Bibliothek dar, für dessen Erhalt, die Verantwortlichen den Bauplan vor Ort änderten.
So fördert KölnBusiness Innenstadt und Veedel
- Digitales Ansiedlungsmanagement: KölnBusiness baut derzeit im Rahmen des Pilotprojekts „Stadtlabore Deutschland“ ein digitales Leerstands- und Ansiedlungsmanagement auf. Es soll dabei helfen, Leerstände besser zu erfassen, zu analysieren und schneller passende Nachmieter*innen zu finden.
- Bereits 2021 hat KölnBusiness ein kostenloses Immobilienportal für Gewerbeflächen etabliert – mit einem besonderen Service zur Kontaktvermittlung zwischen Anbietern und Suchenden.
- Mit einem Förderprogramm unterstützt KölnBusiness zudem die Entwicklung der Veedel mit bis zu 120.000 Euro bis Ende 2023. Ein weiteres Förderprogramm über 50.000 Euro wird ab Frühjahr innovative Konzepte in den Veedeln unterstützen.