Der Anbieter von KI-Sprachtechnologie DeepL revolutioniert die globale Kommunikation mit künstlicher Intelligenz (KI). Das Kölner Unternehmen führt die Liste der meistgenutzten Anbieter von maschinellen Übersetzungen an und ist inzwischen über zwei Milliarden US-Dollar wert. KölnBusiness-Geschäftsführer Dr. Manfred Janssen hat den Gründer und Geschäftsführer von DeepL, Dr. Jaroslaw Kutylowski, getroffen.
Herr Dr. Kutylowski, DeepL ist der meistgenutzter Anbieter von maschinellen Übersetzungen. Wie haben Sie es geschafft, andere Tech-Giganten wie Google und Microsoft zu überholen?
Über 100.000 Unternehmen und Organisationen nutzen DeepL – und darauf sind wir sehr stolz. Es gibt nicht das eine Geheimrezept, das uns diesen Erfolg beschert hat. Was uns aber sicher dazu verholfen hat, ist unser Fokus. Anders als die Tech-Riesen aus den USA haben wir uns von Anfang an auf unser eines Zielvorhaben konzentriert. Für Google zum Beispiel ist der Übersetzer nur ein kleines Teilvorhaben, wohingegen wir bei DeepL mit voller Kraft an einem Strang ziehen. So konnten wir Forschung und Entwicklung gezielt ausbauen und die beste Qualität ermöglichen. Das unterstreicht den Erfolg unseres speziellen Fokus auf höchste Übersetzungsqualität.
Welche mentale Haltung hilft Ihnen noch bei diesem Kopf-an-Kopf-Rennen mit den stärksten Unternehmen der Welt?
Ich denke auch da spielt wieder der Fokus eine Rolle. Natürlich schauen wir auch auf die Konkurrenz. Aber wir konzentrieren uns nicht darauf, besser als die anderen zu sein, sondern aus unseren Produkten das Beste herauszuholen. Wir arbeiten sehr kundennah und hören auf das Feedback unserer Nutzerinnen und Nutzer. Dementsprechend können wir unsere Produkte und das Unternehmen gezielt weiter- entwickeln und sie konkurrieren ganz natürlich mit den stärksten der Welt. Hinzu kommt ein gutes Unternehmensklima, für das wir von Anfang an sorgen. Ein guter Teamspirit, Bodenständigkeit und ein bisschen Drive gehören immer mit dazu. Wenn jeder dieselben Werte teilt, kann man sich aufeinander verlassen – das ist wichtig.
An welcher Stelle in Ihrer Karriere als promovierter Informatiker, Gründer und CEO von DeepL SE haben Sie am meisten Mut aufbringen müssen?
Das war auf jeden Fall der erste Tag der sechsten Klasse, als ich ohne ein Wort Deutsch zum ersten Mal in einer deutschen Schule stand. Das war nicht einfach. Im Grunde hat mich diese Erfahrung aber an den Punkt geführt, an dem ich heute stehe. Ohne diesen Hintergrund der zwangsläufigen Zweisprachigkeit würde es DeepL vielleicht gar nicht geben. Der Ansporn zur vereinfachten Kommunikation durch KI kam vielleicht nicht an jenem Tag, aber er hat mich doch sehr geprägt.
Was war bei der Entwicklung Ihrer KI Ihre größte Herausforderung?
Wir wollten schon immer die beste Qualität für unsere Nutzerinnen und Nutzer anbieten, das klingt natürlich erst mal nach einer sehr ambitionierten Mission, die mehr als nur eine Herausforderung mit sich bringt. Das Ganze fängt damit an, das richtige Trainingsmaterial zu akquirieren. Die Large Language Models, auf denen die Produkte von DeepL basieren, müssen mit Unmengen an Daten gefüttert werden. Da reicht es nicht, einfach ein paar Zeitungsartikel reinzuschmeißen. Es kommt vor allem auf die Qualität der Daten und anschließend natürlich die Trainingsmethodik an. Hierzu haben wir unter anderem spezielle Crawler entwickelt, die automatisiert Übersetzungen im Internet finden und deren Qualität beurteilen.
DeepL und die Zukunft der KI-gestützten Kommunikation
Welche KI-Anwendungen werden unser Leben stark verändern, denken Sie?
Besonders im Arbeitsalltag merken wir jetzt schon, wie künstliche Intelligenz Prozesse vereinfachen und Aufgaben effizienter gestalten kann. DeepL Write ist hier ein gutes Beispiel. Wenn ich eine E-Mail an Kunden aus den USA verfassen möchte, muss ich nicht eine halbe Ewigkeit vor einem Satz sitzen, der sich nicht ganz richtig anhört. Ich muss nicht recherchieren und mir den Kopf darüber zerbrechen, was nun falsch ist, oder wie man das vielleicht besser ausdrücken könnte. DeepL Write übernimmt das für mich in Echtzeit – schlägt alternative Formulierungen vor und verbessert Rechtschreibung und Grammatik, sodass ich mir keine Sorgen mehr um die Richtigkeit meiner E-Mail machen muss. Ich denke, wir werden KI in genau dieser unterstützenden Funktion wertzuschätzen lernen. Am Ende kommt es darauf an, was wir aus dieser Entwicklung machen, wie wir mit der KI umgehen und für welche Zwecke wir sie einsetzen wollen.
Wie entwickeln Sie Ihre KI weiter? Wo sehen Sie die nächsten großen Chancen für DeepL?
Für das Kölner Unternehmen stand schon immer die Forschung im Vordergrund. Das heißt, auch in Zukunft soll es primär darum gehen, unsere Netzwerkarchitektur zu optimieren, aus Erfahrungen zu lernen und die bestmöglichen Ergebnisse mit unseren KI-gestützten Kommunikationslösungen zu erzielen. Es geht nicht um Quantität, sondern um Qualität. Und ich denke damit schaffen wir es auch, uns weiterhin von der Konkurrenz abzusetzen.
In Ihrer Vision: Wo sehen Sie DeepL in 5 Jahren?
Unser großes Ziel ist es, Sprachbarrieren rund um den Globus abzubauen – und Unternehmen, Teams und Menschen dabei zu helfen, sprachliche Herausforderungen zu bewältigen. Und um diese Vision zu verwirklichen, wollen wir international weiter wachsen und unser Produkt sowie unsere Technologie kontinuierlich weiterentwickeln. Für diese Entwicklung haben wir in den vergangenen Wochen und Monaten weitere Grundsteine gelegt: Wir haben unser erstes Technologiezentrum in den USA eröffnet, haben unsere Glossar-Funktion erweitert, einen neuen CTO und einen neuen CMO vorgestellt oder haben unsere Recheninfrastruktur weiter ausgebaut.
Köln bleibt Kernstandort von DeepL
Sprechen wir über Köln: Mit 47 Hochschulen, 31 Forschungseinrichtungen und allein 17.300 Informatikstudierenden weist der Großraum Köln ein höheres Potenzial als Berlin oder Hamburg auf. Profitieren Sie davon?
Absolut. Wir haben hier einen Pool junger Talente direkt vor der Tür. Die Menge und Qualität der Hochschulen im unmittelbaren Einzugsbereich sind nicht von der Hand zu weisen. Es ist also nicht schwer, Fachkräfte mit den gleichen Werten und dem gleichen Sinn für die Weiterentwicklung neuer Technologien zu finden. Köln bleibt dabei weiterhin unser wichtiger Kernstandort, auch wenn wir inzwischen in 228 Märkten weltweit tätig sind. Dieser globale Fokus hilft uns, die besten Talente weltweit zu erreichen und unser Wachstum zu beschleunigen.
Was macht für Sie den Standort Köln außerdem aus?
Für uns als KI-Unternehmen ist natürlich immer der Vergleich mit dem Silicon Valley spannend. Dahingehend kann ich nur sagen, wir hatten und haben es gut in Köln. Besonders zu Anfang – als kleines KI-Startup – war es von Vorteil, nicht sofort gegen die ganz großen Unternehmen aus Kalifornien antreten zu müssen. So hatten wir zum Beispiel weniger Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt und konnten uns schnell und gezielt entwickeln. Heute, mit einer Bewertung von über zwei Milliarden US-Dollar, sind wir ein globales Unternehmen, aber für DeepL bleibt Köln ein wichtiger Standort für Forschung und Entwicklung.
Welchen Rat würden Sie anderen Gründenden mit auf den Weg geben?
Einfach machen. Ich denke, in Deutschland gibt es eine gewisse Grundskepsis, was das Gründen angeht. Wenn man weniger Angst vor den bürokratischen Hürden hat, ist schon ein großer Schritt getan. Dann kommt es darauf an, was man daraus macht. Für uns war, wie eingangs erwähnt, vor allem eine eindeutige Mission, ein klarer Fokus und ein starkes Team der Schlüssel zum Erfolg.
Über DeepL
DeepL unterstützt Unternehmen auf der ganzen Welt dabei, Sprachbarrieren zu überwinden. Mehr als 100.000 Unternehmen und Behörden sowie Millionen von Privatkunden in 228 Märkten weltweit vertrauen bereits auf die KI‑Sprachtechnologie von DeepL und profitieren von natürlich klingenden Übersetzungen und einer besseren Kommunikation. Die KI‑Sprachlösungen von DeepL bieten ein Höchstmaß an Sicherheit und helfen Unternehmen auf der ganzen Welt dabei, ihre geschäftliche Kommunikation zu verbessern, neue Märkte zu erschließen und die Produktivität zu steigern. Heute zählt das 2017 von CEO Dr. Jaroslaw (Jarek) Kutylowski gegründete Unternehmen über 1.000 engagierte Mitarbeitende und wird von international renommierten Investoren wie Benchmark, IVP und Index Ventures unterstützt.